Das Orakel: Über Strategiepapiere und Imagekampagnen

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Michael Behnke
Oklahomastraße 12, 66482 Zweibrücken

„Seid nicht besorgt für den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.“ Knöterich kam gerade aus dem Gottesdienst und über diesen Vers in Gedanken versunken, lief er Richtung Pfarrhaus. Matth 6, 25-34 war heute dran gewesen. Ein tröstlicher Text! Ruft er doch dazu auf, sich keine ängstlichen Sorgen um unsere Lebensmittel, um Nahrung und Kleidung und um den folgenden Tag zu machen. Wer sich diesen Ängsten zu sehr hingebe, der sei „ein Kleingläubiger“ oder gar ein „Heide“. Dagegen sollten wir Christen zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit suchen.

Aber das Faszinierendste war dieser eine Vers, der ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. Keine Sorgen um den kommenden Tag! Das war vollkommen unzeitgemäß. Sollten sich heute nicht schon 20-jährige um ihre zukünftige Rente kümmern? Waren Politik und Gesellschaft nicht geradezu besessen in ihrer Zukunftsfürsorge? Doch Jesus sagte dazu ganz einfach: Sorgt euch nicht! Seid offen in jedem Augenblick für das, was auf euch zukommt, was euch angeht, was euch zufällt! Lebt ganz im Jetzt, der Gegenwart hingegeben und ihr wachend zugewandt! Seid gelassen gegenüber den Sorgen eures äußeren Lebens; es wird sich regeln!

Knöterich verstand: Wer sich sorgenvoll der Zukunft zuwandte, der konnte die Anforderungen der Gegenwart nicht mehr umfassend wahrnehmen und konnte ihnen nicht mehr gerecht werden, der bekam einen Tunnelblick, eine durch Sorge getrübte Wahrnehmung, und je mehr einer sich mit der Zukunft beschäftigte, desto mehr verriet er die Notwendigkeiten der Gegenwart. Der Mensch ist in seiner beschränkten Wahrnehmungsfähigkeit einfach nicht dafür geschaffen, die Gegenwart von der Zukunft her zu denken. Letztendlich bleibt eine genaue Sicht auf die Zukunft dem Menschen im Großen und Ganzen entzogen. Gibt er sich ihr zu sehr hin, wird er unweigerlich schuldig an der Gegenwart. Darauf wollte Jesus eindringlich hinweisen und damit war diese Botschaft Teil des Evangeliums: Der Mensch ist befreit von der Zukunftsfürsorge und frei für das, was ihn jetzt, in diesem Moment angeht. In diesem Augenblick liegt der „kairos“, die Möglichkeit der Begegnung zwischen Gott und Mensch, das „Reich Gottes“, wie es der Text sagt.       

Das Strategiepapier oder von der Dicken Berta

Knöterich machte nach seinem recht üppigen Sonntagsmahl ein Nickerchen. Wieder erholt, kochte er sich Kaffee und ging in sein Wohnzimmer. Dort entdeckte er auf dem Tisch das Pfarrerblättchen, das er schon seit Wochen lesen wollte. Also nahm er es mit einem leichten Seufzen und blätterte darin lustlos herum.  Da blieb auf einmal sein Blick an einer Überschrift hängen: „Strategiepapier“, stand da. „So, so, Strategiepapier! Klingt ja reichlich militärisch; sind wir Christen nicht wieder seit geraumen Zeit pazifistisch gesinnt?“, ging es ihm durch den Kopf. Aber sofort fiel ihm ein, dass ja auch das NT nicht frei von militärischer Sprache war: So gab es in den Evangelien römische Soldaten und Hauptmänner, in der Apg gab es noch mehr davon und der Eph sprach in militärischen Metaphern vom Glauben: Es gab dort eine Waffenrüstung Gottes, einen Gürtel der Wahrheit, einen Panzer der Gerechtigkeit, den Schild des Glaubens und das Schwert des Geistes. Schließlich sollte man nicht die Kavallerie der vier apokalyptischen Reiter in der Offb vergessen. Die christliche Literatur konnte ganz schön martialisch auftreten, dann war wohl ein Strategiepapier biblisch gedeckt.

Zufrieden nahm’s Knöterich zur Kenntnis und las den Text. Kopfschüttelnd kam er zum Ende. Wahrlich, das war ja in der Tat ein Ding! Da wurde, strategisch organisiert, der schrittweise Rückzug seiner Kirche aus der Gesellschaft bis zum Jahre 2030 beschrieben, verbunden mit einer Generalmobilmachung in Form einer Portfolioanalyse. Ihm blieb die Spucke weg! Da wurde der Rückzug minutiös beschrieben: Soviel tausend Mitglieder pro Jahr, soviel bis 2030; soundsoviel weniger Pfarrstellen, Fusionen von Dekanaten usw. Es sah aus wie eine riesige Liste von zu erwartenden Gefallenen, von Stellungs- und Geländeverlusten und Frontbegradigungen. Der Generalstab, das Hirn der Armee, residierte in der Synode, die allein den Feuerbefehl erteilen durfte.

Doch nicht genug! Zur Klärung des Schlachtfeldes schoss die soziologische Erklärungshaubitze aus allen Rohren. Da blieb kein Schützengraben unentdeckt. Daneben gab es paar Schüsschen aus der biblischen Schrotflinte, was aber eher ornamentalen Pulverdampf als strategische Klarheit verschaffte – hat man wohl auch nicht erwartet! Raisonierte unser Pastor. Doch das Martialischste war das Eröffnungsfeuer, das ein sechsfaches Credo ins Schlachtfeld abschoss: „Wir sind Volkskirche – egal wie wenig wir werden – wir sind öffentliche, offene, missionarische und für andere Kirche.“ Das war wahrlich beeindruckend! Hier rotzte die Dicke Berta theologischer Überzeugungstäter volles Rohr gnadenlos ins Schussfeld. Wo das hindonnerte, da wuchs kein Gras mehr. Hier konnte man nur den Kopf einziehen und in Deckung gehen. Knöterich konnte es nicht fassen. Das Strategiepapier versuchte die Quadratur des Kreises: Einerseits sollte die Kirche in ihrem Selbstverständnis offensiv ins Feld geführt werden, offen und missionarisch, also expansiv sein, andererseits war aber das Papier nichts anderes als ein geordneter und rationaler Rückzug aus den bislang getätigten gesellschaftlichen Aufgaben. Wie konnte das gehen?

Der Schluss des Papiers hingegen floss wohl aus der Feder von Etappenhengsten: Detaillierte Musterungsbescheide, Rückzugslinien, Beschaffungslisten, Entscheidungsabläufe und logistische Minimalversorgung wurden hier aufgestellt bzw. geregelt. Sozusagen als Zapfenstreich fand Knöterich am Ende des Textes ein Zitat aus der Unionsurkunde, eben das mit der „wohlgeprüften Wahrheit“.

Über heilige Texte

Mit offenem Mund saß Knöterich sinnierend in seinem Sessel. Bis der Pulverdampf in seinem Hirn sich langsam verzog, vergingen ein paar Minuten. Der Pastor sah jedoch immer noch nicht klar. Plötzlich fiel ihm wieder sein Evangeliumstext von heute morgen ein. Bezogen auf die Matthäusperikope, sprach das Papier nicht von Angst und Sorge um den kommenden Tag; im Gegenteil! Das Papier war nicht nur Sorge total, sondern auch Sorge brutal für die nächsten 20 Jahre! Hier erklärten kompetente Strategen mit Weitblick von ihrem Feldherrnhügel aus, was ein Schütze „Arsch“, wie Knöterich einer war, hinter seiner Schießscharte nicht erkennen konnte. Das Papier war in seiner Sprache forsch und zupackend geschrieben. Hier sollte Klartext geredet werden und es schien, als sollte erst gar kein Zweifel aufkommen, dass die nächsten zwei Dekaden sich so gestalten werden, wie im Papier beschrieben.

Der Text war, so wollte es ihm scheinen, von seiner inneren „bombenfesten“ Überzeugung so besoffen, dass ein Zurück gar nicht mehr ins Blickfeld geriet. Alternativlos! Es steht geschrieben! So werden die nächsten 20 Jahre verlaufen bzw. strukturiert werden! Hier wurden offenbar neue heilige Texte verfasst. Aber ist das nicht Hybris? Welches Zukunftspapier in Wirtschaft und Politik hat jemals sein anvisiertes Ziel erreicht, gerade für einen solchen weitgesteckten Zeitraum? Aber ist das, was man in Politik und Wirtschaft noch verstehen kann, nicht gerade für Kirchens Tabu? Rechnet man denn hier gar nicht mehr mit dem Advent Gottes, der all unser futuristisches Planen wieder über den Haufen werfen dürfte? Ja, rechnet man denn überhaupt noch mit Gottes Wirken? Als Marginalie erscheint er in der Einleitung, aber vertraut der Text dann nicht eher der menschlichen Ratio allein, verwechselt also den göttlichen Geist mit dem menschlichen Verstand und lässt somit jeden tieferen theologischen Bezug außen vor?

Knöterich dachte sich langsam in Rage, denn sein theologisches Gespür sagte ihm, dass hier etwas gemacht wurde, was der christlichen Demut und dem glaubenden Harren auf Gottes begleitenden Beistand zuwiderlief, was ganz einfach nur menschliche Hybris und damit Sünde war. Dazu dieser eklatante Widerspruch: Man wollte einerseits wenn möglich alle Positionen halten, gleichzeitig plante man den schrittweisen Rückzug daraus. Es war nicht zu fassen!

Knöterich erinnerte sich an den Satz von der „ecclesia semper reformanda“. Aber konnte man den hier anwenden? War der Bezugspunkt jeder Reform im Protestantismus nicht die Rückbesinnung auf die urchristliche Gemeinde? Davon konnte man hier nicht sprechen, denn es wird ja im Papier keine Kirchenreform unternommen, sondern es werden lediglich strategische Anpassungslinien detailliert beschrieben, die aber schon mit operativen Plänen versehen wurden. Darum war für Knöterich der Ausgangspunkt des Papiers im modernen Sinne rein positivistisch und damit reduktionistisch. Es geht schlicht vom quantitativ Gegebenen aus, und zeichnet davon ausgehend seine messbaren Extrapolationen. Für ein Wirtschaftsunternehmen ist dies rational und von vitalem Interesse, aber darf eine evangelische Kirche, die im Unverfügbaren und Transzendenten ihren Ursprung verortet, so vorgehen? Wollte man hier Kirche gestalten ohne Ekklesiologie?

Knöterich fand darauf keine Antwort. Es blieb ihm ein Rätsel, wie kirchliche Gremien sich anschicken konnten, für einen solch’ großen Zeitrahmen eine rationale Prognose abgeben zu wollen. Für ihn handelte es sich bei dem Papier darum eher um ein delphisches Orakel, denn um eine rationale Zukunftsansage. Wie würde er sich zum Beispiel glücklich schätzen, einen Arzt zu finden, der ihm wenigstens für fünf Jahre garantieren könnte, dass er keine Herz-Kreislauf-Probleme, keinen Krebs, keine Diabetes oder  Schlaganfall bekommen werde, dass nicht wieder eine Bandscheibe aus ihrem angestammten Platz herausflöge oder dass er nach fünf Jahren überhaupt noch lebte. Er wusste, einen solchen Mediziner gibt es nicht.

Dazu kam das theologische Problem. Wenn Jesus riet, sich nicht um den kommenden Tag zu sorgen, sondern die Sorgen des gegenwärtigen Tages mit Gelassenheit zu bewältigen, so sah Knöterich bei dem Strategiepapier dieses Verhältnis auf den Kopf gestellt, denn dort wurden die Sorgen der Gegenwart im Interesse einer gesicherten Zukunft nicht mehr gebührend ernst genommen, bzw. es wurde jetzt schon unter der Pfarrerschaft Angst und Unruhe verbreitet bezüglich der Frage, wer denn noch in seiner Gemeinde eine sichere Zukunft habe oder ob seine Stelle nicht abgebaut werde.

Im Strategiepapier – so wurde es ihm immer deutlicher – wird der homo religiosus zum homo faber. Aus dem Vorfindlichen konstruiert er das für ihn Machbare: Zukunftspläne, Geschichts- und Menschenbilder; Welt- und Gottesbilder. Die so gezeichnete Wirklichkeit ist damit jedoch nichts anderes als Konstruktion. Aber wie ist es, wenn etwas passiert, mit dem niemand gerechnet hat, was all unsere schönen Konstruktionen und Deutungsmuster über den Haufen wirft, so dass ein Riss durch unsere Wirklichkeit geht und wir unsere Orientierung verlieren? Und erlebten wir nicht einen solchen Riss 1989 vor und nach dem Mauerfall, als besonders Christen in Leipzig den sich bietenden „Kairos“ ergriffen hatten, und halfen eine Zukunft mitzugestalten, die sie sich im Traume nie hätten vorstellen können? Sind unsere eigenen Biographien nicht ebenso voll von solchen verwirrenden und oft schmerzenden Brüchen, die aber zu neuen Aufbrüchen führten?

Wie stellt sich dies für unseren Glauben dar? Erweist sich nicht Gott selbst in diesen verwirrenden Einbrüchen in unser Leben als der stets Andere, der Unverfügbare, und zerbricht er nicht in seinem plötzlich einbrechenden Advent unsere konstruierten Gottes- und Weltbilder, mit denen wir uns die Welt und Gott selbst in schöner Harmonie gefügig gemacht haben? Sollten wir deshalb nicht als „Wachende“ und „Erwartende“ ganz in der Gegenwart leben, wie es uns Jesus gesagt hat? Jedenfalls ist im Strategiepapier nichts davon zu spüren!    

Über Imagekampagnen

Kopfschüttelnd und vor sich hin sinnierend, ging Knöterich in die Küche, holte sich noch eine Tasse Kaffee und setzte sich in seinen tiefen Ohrensessel. Als er nun so über sein heißes Gebräu blies, kam ihm auf einmal eine Idee. Sein Antlitz belebte sich und seine Äugleinbegannen listig zu blinzeln. Heureka, er hatte etwas gefunden, was die Imageprobleme seiner Kirche nicht lösen, aber mindestens entscheidend lindern konnte.

Aber nun der Reihe nach, denn in Wirklichkeit waren es zwei Gedanken, die vor seinem geistigen Auge immer mehr Gestalt annahmen. Da ging es zunächst um die Aufwertung der Gemeinden und Bezirke. Er erinnerte sich, dass die evangelische Kirche in Bayern vor einiger Zeit zunächst aus dem Kirchenpräsidenten einen Landesbischof machte und später aus den Dekanen Bezirksbischöfe. Genau dieses Modell, nun aber konsequent zu Ende gedacht, erschien ihm auch für die Pfalz verheißungsvoll. „Lasst uns doch“, so deklamierte er vor einer imaginierten Kollegenschar, „lasst uns doch aus dem Kirchenpräsidenten einen Landesbischof, aus den Dekanen Bezirksbischöfe und aus den Gemeindepfarrern Ortsbischöfe machen.

Damit hätten wir ohne großen Kostenaufwand das Image unserer Kirche mit einem Schlag beträchtlich erhöht!“ Man überlege sich, welch eine Aufwertung dies für die Landgemeinden bedeutete, wenn auf einmal in einem kleinen Kaff ein Bischofssitz entstünde, die Dorfkirche zur Kathedrale erhoben würde und das Pfarrhaus zur bischöflichen Residenz aufstiege. Knöterich war sich sicher, die Leute wären aus dem Häuschen und würden diese Maßnahme begeistert bejubeln. Auch theologisch erschien ihm diese Lösung plausibel. So sah er in den Pastoralbriefen und auch in der Didache das Bischofsamt neben den Diakonen noch nicht als hierarchisch gegliedert an, sondern im demokratischen Sinne eingesetzt. Dieses neue evangelische Bischofssystem wäre demnach eine urchristliche, basisdemokratische Alternative zu dem explizit katholisch-hierarchischen Episkopat.

Außerdem würden im Bischofstitel alle Geistlichen wieder gleichgestellt und wirkte dadurch der gegenwärtigen schleichenden Hierarchisierung in reformatorischen Kirchen entgegen. Unterstützend käme hinzu, dass auch Martin Luther seine ersten Ordinationen nach dem Formular zur Einsetzung von Bischöfen durchführte. Und man stelle sich erst das nationale und internationale Interesse an dieser revolutionären Regelung vor: Die Pfalz, das Land der 350 Bischöfe und Bischöfinnen! Welch’ ein Coup wäre das! Wer wollte da ernsthaft in den nächsten Jahren noch aus der Kirche austreten, wenn er als evangelischer Christ von der warmen Sonne dieser allgemeinen Aufmerksamkeit eine persönliche Aufwertung erführe? Außerdem würde sich wohl als positiver Nebeneffekt die prekäre Nachwuchsfrage von alleine lösen. Knöterich war sich sicher, dass es wieder genügend junge Abiturienten geben werde, die sich in Aussicht auf eine Bischofstelle mit Freuden den theologischen Studien widmen würden.

Aber da gab es ja noch diese andere Idee, die sich mehr um das Ansehen des Gemeindepfarrers oder der Gemeindepfarrerin Sorgen machte. Knöterich hatte am eigenen Leib schmerzlich erfahren, wie das Ansehen des Gemeindegeistlichen immer mehr abnahm. Sahen die Leute früher zu ihm auf als einem moralischen Vorbild und einer religiösen Autorität, so blickten sie nun immer mehr auf ihn herab, machten sich lustig über ihn und sprachen ihm vielfach jede Kompetenz in moralischen Dingen ab. Als Witzfigur hatte man noch reichlich Verwendung für ihn, aber das machte ihn nicht glücklich, vielmehr erhöhte es umso mehr sein Leiden an diesem Zustand, und er wusste, viele seiner Kolleginnen und Kollegen litten ebenfalls an diesem Ansehensverfall.

Dabei wäre es doch ganz einfach, dass die Leute wieder zu den Geistlichen aufsähen. Knöterich hatte das auf einigen Stadtfesten und Rummelplätzen schon gesehen und es hatte ihn immer wieder überwältigt, wenn so eine Gestalt vor ihm stand und auf ihn herab blickte, und wäre das nicht auch hier die Lösung? Alle Geistlichen sollten ihren Dienst fürderhin nur noch auf zwei Meter hohen Stelzen verrichten. Da müssten notgedrungen die Gemeindeglieder wieder zu ihnen aufblicken. Man stelle sich nur die imposante Gestalt eines fast vier Meter großen Geistlichen vor, der eine Beerdigung hielt, eine Trauung vollzog, einem normalen Gottesdienst vorstand oder majestätisch durch seine Gemeinde schritt. Einfach grandios!

Der Aufwand hielte sich auch hier in Grenzen. Es galt, lediglich etwas Stoff zur Verlängerung der Dienstkleidung und des Talares anzuschaffen, etwas Holz für die Stelzen und vielleicht ein paar Fortbildungsseminare in „pastoralem Stelzengang“ anzubieten. Auch hier standen die Vorteile in keinem Verhältnis zu den geringen Kosten, die anfallen dürften. Theologisch war dies allerdings nicht so einfach zu begründen, musste er sich eingestehen. Aber dafür dürfte es auch einen Ansatz geben. Er dachte jedenfalls schon mal an das theologische Konzept von dem am Kreuz erhöhten Jesus. Das könnte irgendwie hinkommen. Aber es blieb ja noch Zeit, um dieses Problem genauer zu ergründen.

Knöterich war sichtlich zufrieden mit sich. Allerdings forderte die in geistiger Höchstleistung verbrachte letzte Stunde ihren Tribut und ein großes Schlafbedürfnis überwältigte unseren Helden, der friedlich in seinem tiefen Ohrensessel entschlummerte und in süßen Träumen seine Kirche in eine hoffnungsvolle Zukunft führte, bis ihn seine Prostata wieder zum Leben erweckte.

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