Kleine Bücherrundschau als Nachlese zum Calvinjahr 2009

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Frank-Matthias Hofmann
Johanna-Wendel-Straße 15, 66119 Saarbrücken

Michael Weinrich/Ulrich Möller (Hg.), Calvin heute. Impulse der reformierten Theologie für die Zukunft der Kirche,

Neukirchen 2009, 254 S., 29.90 €

Der 500. Geburtstag von Johannes Calvin hat 2009 zum Rückblick angeregt, wie es etwa auch in der Tagung des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte im Januar 2009 der Fall gewesen ist. Oftmals wird dabei leider vergessen, dass die reformierte Tradition weiterwirkt und auch bleibende theologische Beiträge zu aktuellen  Herausforderungen zu bieten hat. Die anzuzeigende Veröffentlichung wendet sich drei aktuellen Themenfeldern zu. Glaube, Ökumenizität und Öffentliche Verantwortung. Die Autoren haben ausgewiesene Calvinkenner ums Wort gebeten, die pointierte Einsichten bieten. Aus internationaler Perspektive werden Themen wie Calvins Schriftauslegung und -verständnis, Calvins Lehre vom „bürgerlichen Regiment“ und ihrs Orientierungskraft in Pluralismus und Globalisierung und „Meditatiofuturae vitae“ als spirituelle Herausforderung für Kirche und Gesellschaft bearbeitet.

Die Studien der Autoren aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Südafrika und den USA helfen mit, das programmatisch geprägte Vorwort der Autoren einzulösen, nicht in historischen Analysen und biographischen Rekonstruktionen steckenzubleiben, was vor allem dem Faktum geschuldet sei, dass sich insbesondere im deutschen Sprachraum beharrlich entstellende und teilweise sogar böswillige Vorstellungen von seiner Person und seinem Wirken in Genf gehalten haben, die jeden angemessenen Umgang mit ihm von vorneherein verunmöglichten: „Die zahlreichen historischen Untersuchungen auch zur gesellschaftlichen Situation der Stadt Genf im 16. Jahrhundert ermöglichen bei allen bleibenden Unklarheiten doch ein ausgesprochen differenziertes Bild, das die gängigen Bilder von Calvin und teilweise auch vom so genannten ‚Calvinismus’ als grob entstellende Karikaturen entlarvt. Es bleibt zu hoffen, dass sich auf absehbare Zeit das Verhältnis zu Calvin so weit normalisiert, dass nicht jede Beschäftigung mit ihm dazu genötigt ist, erst einmal all die von den Vorurteilen aufgerichteten Hürden nehmen zu müssen, was nicht selten dazu führt, dass man nicht darüber hinauskommt.“

Der Block des verdienstwollen Bandes geht bewusst in eine andere Richtung, nämlich die Entschlossenheit und Konsequenz aufzuweisen, mit der Calvin (ähnlich wie Karl Barth) theologische Erkenntnisse gewonnen und öffentlich vertreten hat.

Matthias Freudenberg/J.Marius/ J.Lange van Ravenswaay (Hg.), Calvin und seine Wirkungen. Vorträge der 7. Emder Tagung zur Geschichte des reformierten Protestantismus, Neukirchen 2009, 216 S., 29.90 €

In den Beiträgen dieses Bandes richtet sich der Blick u.a. auf zentrale Themen von Calvins Theologie wie sein Verständnis des Menschen und der Menschlichkeit, seinem für die Protestanten folgenreichen Konzept von der Kirche und seiner „lebensbejahenden Eschatologie“.

Interessant für Pfälzer Protestanten ist auch der Beitrag zur Wirkungsgeschichte von Calvin im benachbarten Frankreich, die sich zwischen Innovation und Restauration bewegt. Wie international Calvin tätig war und gewirkt hat und wirkt geht auch aus dem Beitrag hervor, welche Korrespondenz er mit England in der Regierungszeit Edwards VI (1547-1553) führte. Für viele neu werden auch die Abhandlungen zu Calvins Auseinandersetzung mit dem Täufertum zur Frage des Waffengebrauchs, seinen Beziehungen zu Emden und Ostfriesland und zur Frage eines Erbes Calvins in Baden sein. Speziell, aber ebenfalls interessant ist die Erläuterung des Falles La Peyrère, eines Hugenotten in katholischen Diensten zu Zeiten des Ediktes von Nantes.

Wer die Beiträge des Buches liest, wird entdecken, dass Calvin aus dem z.T. kontroversen Gespräch mit anderen seine Theologie entwickelt und seinerseits wirkungsvolle Impulse für den europäischen Protestantismus gegeben hat. Von ihm zu lernen heißt heute, dialogisch Theologie zu treiben.

Matthias Freudenberg (Hg.), Calvin Brevier, Neukirchen 2008, 64 S., 4.90 €

In diesem kleinen Brevier werfen in acht Abschnitten die Texte ein Licht auf Calvin als leidenschaftlichen Streiter für das Evangelium und den Willen Gottes. Aber auch leise Töne, in denen Calvin als Seelsorger und Anwalt des Gebets begegnet, sind aufgenommen. Und eine oft verkannte Seite wird gezeigt: Calvin mit feinem Humor und einer Lebensfreude, die er trotz zahlreicher Konflikte, Niederlagen und Krankheiten sich und anderen empfahl.

Die Originaltexte wurden zwar gekürzt, aber nie so, dass sich etwa sinnentstellende Passagen ergäben. Kurze einleitende Erläuterungen führen zu den Texten hin. Ein Quellenverzeichnis am Schluss weist die Herkunft der Texte nach, die dem heutigen Sprachgebrauch angeglichen worden sind. Ein Büchlein um immer wieder einmal hineinzuschauen oder auch um zu manchen Themen schnell sinnvolle Worte zu finden, z.B. zu den Themen Gebet als Wohltat Gottes, dankbar leben und getröstet sterben oder Gemeinschaft mit Jesus Christus haben.

Matthias Freudenberg/Georg Plasger (Hg.), Calvin- Lesebuch, Neukirchen 2008, 190 S., 14.90 €

Das Buch entstand aus einer empfundenen gewissen Not heraus: Wie kann man sich relativ einfach und zielstrebig dem umfangreichen Schrifttum des Genfer Reformators nähern, so dass man schnell einen kompetenten Eindruck seiner theologischen Argumentation bekommt, ohne dass man ein Experte sein muss? Das Buch unternimmt in zwölf Kapiteln den m.E. gelungenen Versuch, Calvin in repräsentativen Textabschnitten zu Wort kommen zu lassen.

Es ist erfreulich, dass das Calvinjahr diese Früchte hervorgebracht hat, von denen wir von nun an zehren können und es auch über das Calvinjahr hinaus zur eigenen theologischen  Verortung nutzen können. Zu jedem der zwölf Themen gibt es ca. 15 Seiten Textauswahl, die entsprechend kurz eingeführt wird. Die Themen sind der Reformator Calvin selbst, Gott, Jesus Christus, Heiliger Geist, Rechtfertigung und Heiligung, Erwählung, Kirche und Ämter, Bildung, Sakramente, Gottes Gebote, Gebet und Erwartung des ewigen Lebens, Seelsorge, Humor, Lebensgenuss.

Die Autoren sind Matthias Freudenberg, Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, und Georg Plasger, Professor für Systematische und Ökumenische Theologie an der Universität Siegen.

Gerhard Rödding, Luther und Calvin. Briefe, die nie geschrieben wurden, Neukirchen 2008, 142. S, 12.90 €

Dieses Buch habe ich mit zunehmender Freude gelesen. Luther und Calvin, zwei überaus bedeutende Reformatoren, die zur selben Zeit lebten. Aber sie sind einander offensichtlich niemals begegnet und haben einander nie gesprochen. Gerhard Rödding hat einen faszinierenden Briefwechsel ersonnen, der so zwar nie stattgefunden hat, der aber so durchaus vorstellbar gewesen wäre. Rödding bringt Originalaussagen der Beiden miteinander ins Gespräch in eben dieser Briefform. Die Zitate, die er in seinen fiktiven Briefwechsel einflechtet, hat er kursiv drucken lassen, sie passen sich organisch in die literarischen Fiktionen ein. Auch theologisch interessierten „Laien“ verstehen durch diesen Briefwechsel die konfessionellen Unterschiede zwischen lutherisch und reformiert. Röddingmacht in guter und einfacher Sprache verständlich, welche theologischen Anliegen hinter den verschiedenen Traditionen stehen.

Die Einzelthemen sind Bilder und Bildersturm, der Gottesstaat in Genf, die Gegenwart Christi im Heiligen Abendmahl, Gottes Ehre und Allmacht in der Prädestination und Gottesdienst und Liturgie.

Heinrich Silber. Der Tag ist nicht mehr fern. Calvin, Melanchthon, Klepper und Delp – Stundenentwürfe für die Seniorenarbeit, Aussaat-Verlag, Neukirchen 2009, 112 S., 14.90 €

„Man muss aus seinem Haus heraustreten, um zu lernen.“ Auf dieses afrikanische Sprichwort nimmt H. Silber Bezug und wünscht es den Lesern seiner Entwürfe, die sich mit vier Personen beschäftigen, die sich in den Herausforderungen ihrer Zeit auf spezifische Art und Weise auseinandergesetzt haben. Dabei hat Silber mit Calvin und Melanchthon zwei Theologen aus der Reformationszeit, mit Klepper und Delp zwei aus der nationalsozialistischen Zeit ausgesucht. Gerade nach dem Calvinjahr und im Melanchthonjahr ist es gut, dass er diese beiden ausgewählt hat.

In jedem Kapitel macht Silber Vorschläge, welche Themen für die Seniorenarbeit ausgewählt werden können, wie sie in Vorträgen und gottesdienstlichen Feiern vermittelt werden können. Zum Abschluss der Kapitel stellt er die Frage, was von den Personen geblieben ist und arbeitet ein Quiz aus.

Das Buch kann nachdrücklich, nicht nur zur Bewältigung von Jubiläumsjahren, empfohlen werden.

Gerd Höft (Hg.), Vertraut den neuen Wegen. Zehn bewegende Choräle – Zehn berührende Impulse, Neukirchen 2009, 114 S., 12.90 €

Mit diesem Buch vereint Gerd Höft neue Choralandachten aus seiner gleichnamigen Sendung auf WDR 3. Neben inhaltlichen Impulsen zu viel gesungenen Liedern werden Bilder und Texte zu den jeweiligen Komponisten dargeboten. Durch die beiliegenden zwei CDs werden nicht nur die Andachten, sondern auch die dazugehörigen Choräle hörbar. Dieses Buch und die CDs sind hervorragend dauerhaft für die Gemeindearbeit einsetzbar, etwa bei Seniorennachmittagen oder Andachten vor Presbyteriumssitzungen.

Aus den Materialien können eigene Liedpredigten, Andachten und Gottesdienste zu Liedern und Komponisten hervorgehen.

Da es sich um regelrechte Gesangbuch-Hits handelt, ist hohe Aufmerksamkeit beim weiteren Erschließen dieser schönen Lieder und Texte auf Seiten der Zuhörenden gewährleistet, z.B. bei den Liedern „Ich steh an deiner Krippen hier“, „Sonne der Gerechtigkeit“, „Vertraut den neuen Wegen“, „Der Mond ist aufgegangen“ und „Komm, Herr, segne uns“.

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