Zwischen Torheit und Weisheit, Impulse aus der Heidelberger Universitätskirche

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Schwier, Helmut (Hg.): Zwischen Torheit und Weisheit, Impulse aus der HeidelbergerUniversitätskirche. Theologie – Spiritualität – Ethik. Band 2. Universitätsverlag WinterGmbH Heidelberg 2011. ISBN 978-3-8253-5958-4. 250 Seiten, 25,– Euro

Dr. Günter Geisthardt
Eichbornstraße 17, 76829 Landau

Schwier, Helmut (Hg.): Zwischen Torheit und Weisheit, Impulse aus der HeidelbergerUniversitätskirche.  Theologie – Spiritualität – Ethik. Band 2. Universitätsverlag WinterGmbH  Heidelberg 2011. ISBN 978-3-8253-5958-4. 250 Seiten, 25,– Euro

Nach der Predigtreihe zur Schöpfung hat Helmut Schwier einen zweiten Band mit Predigten aus Heidelberger Universitätsgottesdiensten herausgegeben. Anlass für die dokumentierten Predigten und Ansprachen war das 625-jährige Jubiläum der Universität Heidelberg im Jahr 2011, der thematische Rahmen der 24 Predigten passend dazu die Weisheit.

Der Begriff Weisheit ist dabei weit gefasst: Die Predigten nehmen nicht nur mehr oder weniger bekannte Texte aus der alttestamentlichen Weisheitsliteratur, sondern auch Abschnitte aus der Bergpredigt und der neutestamentlichen Briefliteratur auf. Praktische Lebensweisheit wird ebenso vor Augen geführt und reflektiert wie das Verhältnis von Wissenschaft und Glauben, die Weisheit im Leiden und die Weisheit Gottes. Den Predigten sind weitere Texte beigefügt, die das thematische Spektrum erläutern und ergänzen: Gerd Theißen gibt einen erhellenden und zugleich kompakten Überblick über das Verständnis von Weisheit, das das frühe Christentum entwickelt hat. Robert Zollitsch betrachtet aus römisch-katholischer Perspektive das Verhältnis von Weisheit und Vernunft. Seitenblicke auf die ägyptische Weisheit (Jan Assmann) und die buddhistische Tradition (Axel Michaels) runden den Band ab.

Dass mehrere Predigten sich mit der Reichweite und den Grenzen wissenschaftlicher Rationalität auseinandersetzen, verwundert  bei Gottesdiensten in einer Universitätskirche nicht. Doch ist der Bogen deutlich weiter gespannt, und auch der Duktus der Predigten entspricht nicht dem Klischee von trockener Gelehrsamkeit, sondern ist abwechslungsreich und oft erfrischend. Die Prediger und Predigerinnen loten das spannungsreiche Feld zwischen Wahrheitserkenntnis und Erfahrungsweisheit, Glauben und Wissenschaft auf ganz unterschiedliche, zuweilen überraschende Weise aus.

Ob es um die Weisheit in der Botschaft von Karfreitag (Jochen Cornelius-Bundschuh), von Ostern (Wilfried Härle) und Pfingsten (Peter Lampe) geht, um Weisheit an den Abgründen menschlicher Existenz (Manfred Oeming) oder um das Verhältnis von Weisheit und Liebe (Benita Joswig/Heike Springhart), ob die Weisheit des Mythos (Jan Christian Gertz) reflektiert wird, die biblische Weisheit als Programm zur Kontingenzbewältigung (Winrich Löhr) oder als notwendiges Korrektiv zum Erkenntnisstreben der Wissenschaft (Wolfgang Huber) in den Blick genommen wird, um nur einige Beispiele zu nennen: Den unterschiedlichen Predigten ist ein dialogischer, teils auch spielerischer und seelsorglicher Umgang mit den biblisches Texten, gegenwärtigen Fragestellungen und Orientierungsmustern eigen, der die eigene Predigtarbeit anregen kann.

Ein Sammelband mit Predigten hat nur einen Reiz, wenn die abgedruckten Predigten auch außerhalb des gottesdienstlichen Kontextes als Lesetexte inspirierend wirken. Dies lässt sich hier ohne Einschränkung bejahen.

Insgesamt eine Fundgrube für lohnende Entdeckungen und Einsichten!

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