Arbeitsgemeinschaft zur Predigtvorbereitung

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Walter Ohler
Alois-Gruber-Weg 45, 67346 Speyer

Ehe die Erinnerung daran mit mir vergeht, möchte ich gerne die Leserinnen und Leser des „Pfälzischen Pfarrerblattes” mit einer Erfahrung vertraut machen, die mir während meines Pfarrdienstes in Ramsen zuteil wurde. Zwölf Jahre lang, von 1957 bis 1969, war ich Mitglied in einer Arbeitsgemeinschaft zur Predigtvorbereitung. Neun Pfarrer trafen sich jeden Donnerstagnachmittag reihum in den Pfarrhäusern und versuchten miteinander herauszubringen, was der für den kommenden Sonntag zur Auslegung bestimmte Bibelabschnitt der Gemeinde zu sagen haben möchte. Die Kollegen wohnten so nahe beieinander, daß das Zueinanderkommen ohne großen Zeitaufwand zu bewältigen war: Bockenheim – Eisenberg – Göllheim -Harxheim – Kerzenheim – Kindenheim – Ramsen – Sippersfeld.

Offenbar hatten die Teilnehmer so viel Gewinn von dem Vorbereitungsgespräch, daß man nur fehlte, wenn man ernsthaft verhindert war. Wir empfanden die Stunden des Donnerstagnachmittags nicht als Zeitverschwendung. Im Gegenteil: Was jeder dann noch vor dem Sonntag selbst zu leisten hatte, erfuhr eine spürbare Entlastung und Bereicherung durch das vorausgegangene Gespräch am Donnerstag.

Unser Kreis hatte einen Vorgänger im Bereich Grünstadt. Der dort schon lange vor 1957 bestehende Predigtvorbereitungskreis hat den Initiatoren des neuen Kreises als Vorbild gedient und ihnen Mut gemacht, Gleiches zu versuchen.

Rückblicke auf die am Sonntag zuvor gehaltenen Predigten gab es nicht. Wenn ich recht sehe, haben wir alle das nicht als Mangel empfunden.

Daß die Zusammenkunft und das gemeinsame Bemühen um die Gestaltung der Predigt für den darauf folgenden Sonntag auch sonst nützlich war für unsere Existenz als Gemeindepfarrer und überhaupt, ist zu vermuten. Darauf angelegt waren die Treffen nicht.

Ein wahrscheinlich nicht hoch genug einzuschätzender Faktor war die Tatsache, daß einer der Teilnehmer als Kind erblindet war. Für ihn bedeutete das Gespräch zur Predigtvorbereitung besonders viel und für uns andere eigentlich nicht weniger, da er ein besonders begabter und allen vorschnellen „Ergebnissen” entschieden abholder Diskutant war.

Ich kann mir vorstellen, daß Kolleginnen und Kollegen Gewinn davon hätten, wenn sie kontinuierlich miteinander ein Predigtvorbereitungsgespräch führten. Zeitverschwendung wäre eine solche Übung ganz gewiß nicht. Probatum est.

Bemerkungen:

a) Wenn jemand in „seiner” Gemeinde einen Predigtvorbereitungskreis hat, ist das vermutlich nicht weniger fruchtbringend. Ich habe in dieser Hinsicht keine Erfahrungen.

b) In einem Jahr, als die Wahl der Predigttexte frei stand, haben wir eine Reihe im Eigenbau erstellt mit Abschnitten aus dem Alten Testament. Diese Reihe ist veröffentlicht im Pfälzischen Pfarrerblatt 9/1962, S. 72-73 („Perikopenreihe für das Kirchenjahr 1962/63″).

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