Gemeinsames Gedenken – Fehlanzeige

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Max Krumbach
Sundahlstraße 1, 66482 Zweibrücken

Auf der Titelseite der Dernières Nouvelles d’Alsace (4/8/2014) prangten die verschlungenen Hände der beiden Präsidenten François Hollande und Joachim Gauck als Titelbild: „L’invitation à la Paix“. Das Gedenken auf dem Hartmannsweilerkopf/Vieil Armand hatte einen hohen Symbolwert.&xnbsp;

Im Internet hatten GEKE und EKD schon lange zuvor einen europäischen Gottesdienst im Elsass angekündigt. Am Sonntagabend suchte ich sowohl beim SR als auch beim SWR vergebens nach einer Zusammen­fassung. Die Dernières Nouvelles d’Alsace räumten dem Gottesdienst im Regionalteil, Seite 11, unter Günsbach drei Spalten mit 29 Zeilen und einem Bild ein. Auf der gleichen Seite berichteten sie in ähnlicher Aufmachung, dreispaltig, ebenfalls mit Bild über den tödlichen Unfall eines Traktorfahrers. In Lothringen, westlich der Vogesen, war dieser Gottesdienst der Redaktion des Le Republicain Lor­raine schon keine Zeile mehr wert. Ähnlich hielten es die Frankfurter Allgemeine Zeitung und Le Monde.

Dass die Medien die Protestanten übersehen, liegt bestimmt auch an der Art und Weise, wie sich der europäische Protestantismus darstellt und von Journalisten wahrgenommen wird: überregional als irrelevant, wichtig für die heimische Folklore.

Diesem Bild entspricht der Stellenwert, dem unsere Landeskirche einem gemeinsamen Erinnern beimisst: Weder auf der Homepage noch unter den Pressemitteilungen fand ich am 5/8/2014 einen Hinweis auf den Gottesdienst. Noch nicht einmal die häufig beschworene enge Nachbarschaft mit den Protestanten in Elsass-Lothringen hat daran etwas ändern können.

Dafür hat unser Amtsbruder Michael Pernt-Weigel, Winnweiler, am 5. Juli 2014 in Cardiff, Wales, vor der General Assembly das gemeinsame Gedenken angesprochen. [1]

Donald Payne, Elder der Carrs Lane United Reformed Church, Birmingham, ein alter Freund unserer Landeskirche, war überrascht, dass er bei seinen deut­schen Gesprächspartnern immer wieder auf taube Ohren stieß, wenn er das gemeinsame Gedenken ansprach. Zu seinem Erstaunen spielte der Ausbruch des 1. Weltkrieges für deutsche Protestanten offenbar keine Rolle. Die, mit denen er darüber sprach, fanden offensichtlich keinerlei Zugang zu einem für einen britischen Protestanten existentiellen Thema. So verstärkte sich bei ihm allmählich der Wunsch, diese Mauer zu durchbrechen. Er lud Freunde und Gemeinden ein, gemeinsam des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges in Form eines Welttrauertages/ World Day of Mourning zu gedenken.

In Birmingham sowie an andern Orten in Großbritannien und in Deutschland schlossen sich diesem Projekt einzelne Kirchen­ge­meinden an.

Am 4. August 2014 erloschen für eine Stunde in Großbritannien die Lichter in öffentlichen Einrichtungen, Kirchen, Häusern und Wohnungen, um des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zu gedenken.

Die, die sich auf den Welttrauertag/World Day of Mourning eingelassen hatten, durften sicher sein, eine Form gefunden zu haben, an die Toten und Verwundeten, die Verwitweten und Verwaisten in einer angemessenen Weise in einem Gottesdienst erinnert zu haben.

Alle Beteiligten haben das Elend der Opfer und den Aberwitz der Verantwortlichen vor Gott gebracht. Mit diesem Erinnern ist die Bitte um Friedensstifter verbunden, die in einer heillos zerstrittenen Welt Wege der Versöhnung weisen.

Unser Amtsbruder Pernt-Weigel hat es vor der General Assembly zum Aus­druck gebracht: Die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft (1957) hat den Boden bereitet, sich gemeinsam zu erinnern und gemeinsam zu betrauern, was im August 1914 begann.

Dieser Sonntag und Montag des 3. und 4. Augustes 2014 boten eine Gelegenheit, etwas von dem sichtbar zu machen und zu bekräftigen, was wir auf einem gemeinsamen Weg gelernt haben.

Das soll auch für die nach uns Kommenden in Erinnerung bleiben und fruchtbar werden.

[1] http://www.urc.org.uk/images/mission/church_and_society/Commemorating/Michael_Pernt-Weigel_address_to_Assembly.pdf

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