Manfred Teschner
Dahlienweg 3, 31556 Wölpinghausen
Karl Heinz Voigt, Ökumene in Deutschland – internationale Einflüsse und Netzwerkbildung – Anfänge 1848 – 1945, V&R unipress in Göttingen, 2014, 311 Seiten, 44,99 €, ISBN 978-3-8471-0269-4 , herausgegeben vom Konfessionskundlichen Institut des Evang. Bundes, Bensheim.
Mit über 600 Quellenbezügen beschreibt der Verfasser die Entwicklung der Zusammenarbeit von deutschen Landeskirchen untereinander und mit international verbundenen Kirchen bis 1945. Ab 1848 führten die Kirchentage über die Eisenacher Konferenz schließlich zur Formierung des “Deutschen Evangelischen Kirchenbund”. Konfessionelle Weltbünde weiteten den Horizont. Der “Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen” brachte 1914 verschiedene Kirchen zu gemeinsamen Aufgaben. Die “Quäkerspeisung” ab 1919 und andere internationale Nachkriegshilfen forderten die Landeskirchen zu einer Klärung ihres Verhältnisses zu den international verbundenen Freikirchen heraus. Nicht nur Missionsgesellschaften sondern auch Bibelgesellschaften, der Weltgebetstag der Frauen waren international tätig.
Die territoriale Hoheit der Landeskirchen mit der Untestützung ihrer jeweiligen Landesherren führte zu einer Wagenburgmentalität gegen alle anderen Frömmigkeitsformen und Organisaionsformen. Die Bindung an den Landesherrn war bequem und prägend, sodaß auch nach 1919 internationale Beziehungen eher als Verrat empfunden wurden. Die verschiedenen Antworten auf die Frage, wer am ersten Weltkrieg schuld war, trennten die deutschen Kirchen von den Kirchen der ehemaligen Kriegsgegner. Auch untereinander hatte man es schwer. “Erst die EKD-Synode 1983 in Worms akzeptierte die volle Kirchengemeinschaft in der Gestalt von Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft für alle ihre Gliedkirchen durch die Änderung ihrer Grundordnung.” Über 400 Jahre lang, bis zur Annahme der “Leuenberger Konkordie”, waren die Kirchen der Refomation fest überzeugt, dass sie keine Abendmahlsgemeinschaft miteinander haben sollten.
Die orthodoxen Kirchen waren auf internationaler ökumenischer Ebene von Anfang an präsent, in Deutschland erst mit dem Kommen der Gastarbeiter. Die Altkatholische Kirche in Deutschland war zur Zusammenarbeit bereit. Papst Pius XI. hat jedoch 1928 den “Ökumenismus Gefahr des relgiösen Indifferentismus und Relativismus, ja letztlich als Atheismus” bezeichnet. Noch 1948, dem Beginn der Organisation des Ökumenischen Rates der Kirchen, konnte niemand ahnen, wie tiefgreigfend sich die römische Kirche nach ihrem zweiten Vatikanischen Konzil 1962 reformieren würde. Der Heilige Geist ist doch am Werk. Die internationale Ökumene hatte auch ihre Wirkungen in Deutschland. Dies wird in einem Folgeband weitergeführt, der im Juli 2015 erscheinen soll.