Seelsorge in der „Roten Zone“ 1938-1945 und in den Evakuierungsgebieten 1939 und 1940

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Frank Matthias Hofmann

Am Ludwigsplatz 11, 66117 Saarbrücken

Christine Lauer

Am Ludwigsplatz 11, 66117 Saarbrücken

In Erinnerung an die 75. Wiederkehr der Evakuierung der (saar-)pfälzischen Grenzgebiete1939

„Wir sind eine Gemeinschaft des gleichen Schicksals,

die Trennung von daheim ist ein Eingriff ins Seelenleben,

das für immer seine Spur hinterlässt“ (Theophil Blitt).

Historische Einordnung [2]

Die Grenzlandlage zu Frankreich hin war mit verantwortlich dafür, dass vonseiten der Pfälzer, derenGebiet bis 1930 von Frankreich besetzt war, weder die Wiedereinführung der Wehrpflicht im„Deutschen Reich“ noch der Einmarsch der Wehrmacht in das entmilitarisierte Rheinland und in diePfalz 1936 und dann auch in Österreich 1938 kritisiert wurden. Separatismus, französischeBesatzung und ungesicherte Grenzen prägten den Kontext der Grenzbevölkerung.

Auch vonseiten der Pfälzischen Landeskirche gab es keine kritischen Bemerkungen zurWiederaufrüstung Deutschlands. Dabei spielte auch kirchlicherseits die Nähe zum „Erbfeind“ Frankreich und die Grenzlandsituation eine entscheidende Rolle: Die ethnischen Säuberungen inElsass-Lothringen waren für die Betroffenen, insbesondere Protestanten, traumatische Erfahrungen.Den Einmarsch ins Rheinland feierte Landesbischof Diehl mit pathetischen Worten: „Wir […] dankenaus übervollem Herzen dem ewigen Gott, dass er dieses Wunder vor unseren Augen dem Führer hatgelingen lassen.“ [3] Der militärische Aufbau westlich des Rheins ab 1936 wurde also allgemein alsrichtig und militärisch nachvollziehbar angesehen.

Es war eine spezifische Herausforderung an kirchliche Seelsorge, für Menschen da zu sein, die inKriegszeiten an der geographischen Grenze lebten und an ihre körperlichen und seelischen Grenzengestoßen sind. Diese „Bearbeitung der Erfahrung der Grenze oder von Grenzen“ ist die „Mitte derPraktischen Theologie…Ihre Mitte ist die Grenze.“ [4] Wie kirchliche Seelsorge sich dieserHerausforderung in der NS-Zeit gestellt hat, ansatzweise aufzuzeigen und zu weiterer Erforschungdieses bisher unbearbeiteten Themas anzuregen, ist Aufgabenstellung unseres Beitrages.

1. „Seelsorge in der NS-Zeit“  Anriss einiger Grundfragen und Eingrenzung des Themas

Dass ihre evangelische Kirche in den unberechenbaren Wechselfällen des Lebens ihnen zur Seitesteht, erwarten die Gemeindeglieder, egal wie sie sich sonst zur Kirche verhalten, zu Recht. DieseErwartung geht mit der Überzeugung einher, dass Seelsorge eine Grunddimension kirchlichenHandelns ist. Seelsorge ist ein kommunikativer Vorgang zwischenmenschlicher Hilfe im Lichte desEvangeliums mit dem Ziel einer konkreten Stärkung und Hilfe für Glauben und Leben. [5]

Seelsorge wird erfahrbar in ihren Gestaltungsformen: Pfarrer nehmen sich Zeit für Menschen,wenden sich ihnen zu und hören aktiv zu. Sie beten gemeinsam mit den Menschen und lesen Texteaus der Bibel, wobei die Psalmen eine wichtige Rolle spielen. Sie trösten oftmals bereits dadurch,dass sie einfach da sind und menschliche Anteilnahme und Nähe vermitteln. Sie suchen Menschenan den Orten auf, an denen sie sind: Sie suchen Menschen zuhause auf, um zu erleben, welcheLebensumstände und -verhältnisse sie prägen. [6]

Seelsorge wurde auch in der NS-Zeit unter den Bedingungen des „Kirchenkampfes“ von denGemeinden „gewollt“, wie Hans Asmussen zu seiner unter dem Eindruck des seit Juni 1933ausgebrochenen Kirchenkampfes zwischen Deutschen Christen und Jungreformatorischer Bewegung(ab September 1933 „Pfarrernotbund“) entstandenen Seelsorgelehre im Vorwort von 1935 schreibt:„Wir sind im Kampf noch nicht vollends ertrunken…Die Kirche ist noch keine arme Kirche, so lange soviele Theologen in ihr um die eigentliche Amtsarbeit [damit meint er Seelsorge, Anm. FMH]bekümmert sind.“ [7]

Daran festzuhalten war umso wichtiger, als die „Partei immer darauf aus [war], die Seelsorge mit allenMitteln zu stören.“ [8] und der Allzuständigkeitsanspruch der NSDAP sich auch auf den Bereich derSeelsorge erstreckte und mit den kirchlichen Angeboten konkurrieren bzw. sie ersetzen wollte, umZugriff auf die Seelen der Menschen zu erhalten. [9] Alfred Rosenberg konnte gar von einer„nationalsozialistischen Seelsorge“ sprechen. [10] In Dörrenbach kamen junge Arbeitsdienstler (RAD)aus Sachsen und Württemberg zu den Bibelstunden ins Pfarrhaus zu Pfarrer Theophil Blitt, wo dieNöte des Lebens fern der Heimat und der Familie zur Sprache kamen: „Das Heimweh unter denMännern war groß, ebenso die Sehnsucht nach Gemeinschaft unter dem Wort Gottes.“ Auch das warder Partei ein Dorn im Auge: Im Juli 1939 wurde den RADlern die Teilnahme an den Bibelstundenuntersagt. [11]

Seelsorge wird zwar auch durch die theologische Haltung des Seelsorgers bestimmt [12], aber in derhier ausgewählten Zeit 1939-1945 und unter den besonderen Bedingungen des Krieges in denKirchengemeinden an der deutsch-französischen Grenze auf dem Gebiet der Pfalz, den sog.Grenzlandgemeinden, spielten solche Binnendifferenzierungen weniger eine Rolle als vielmehr diegemeinsamen Herausforderungen an Seelsorge in extremen, existenziellen Situationen, in denensich nicht nur die Gemeindeglieder in den „Grenzlandgemeinden“ befanden, sondern denen auch dieSeelsorger und ihre Familien ausgesetzt waren: Auch sie mussten sich mit abrupter Veränderungihrer Lebenswelt auseinandersetzen und mussten ihre seelsorgerlichen Aktivitäten neu ausrichten,etwa weil Bauern Land und Häuser zur Landschaftsumgestaltung für militärische Zweckeweggenommen wurden und sie darunter schon lange vor Kriegsbeginn zu leiden hatten. Seelsorgeerstreckte sich plötzlich durch den Zuzug von Arbeitskräften für den Ausbau bestehender Garnisonenund den Reichsarbeitsdienst, den Bau des „Westwalls“ durch die Einquartierung zehntausenderWestwallarbeiter ab 1936 und dann von Frontsoldaten 1939 auf eine neue Klientel mit ganzspezifische Problemen und Anliegen, mit denen sie in die Pfarrhäuser kamen. Auch die Pfarrer littenunter den Kriegsvorbereitungen für die „Westfront“ mit ihren ständigen Manövern und mussten sichmit der Kriegsangst ihrer Gemeindeglieder auseinandersetzen. Auch sie litten unter der Geißel desKrieges [13], wurden evakuiert [14] oder mussten unter extremen Bedingungen, etwa dem ständigenBeschuss durch Tiefflieger in der „Roten Zone“ pastorale Dienste leisten. [15]

Die generelle Fragestellung, inwieweit Seelsorge an Einzelnen und an Gruppen unter denBedingungen einer repressiven gesellschaftlichen und kirchlichen Situation, wie sie dienationalsozialistische Politik und der Kirchenkampf hervorbrachten, das Unrechtsregime stabilisierthat, [16] kann hier ebenso wenig behandelt werden wie die interessante Fragestellung, inwieweit impraktischen Vollzug der Seelsorge bei der Ermutigung von Gemeindegliedern auf Seiten desSeelsorgers auch dessen politische Einstellungen eine Rolle gespielt hat. Predigten zeigen, dass sichoftmals Trost aus dem Wort Gottes und biblisch begründeter Zukunftshoffnung mit ideologischenDurchhalteparolen der nationalsozialistischen Propaganda vermischten. [17]

In der Seelsorge fühlten sich die Geistlichen durch die unmittelbare Not in den Grenzlandgemeindenund die Bewältigung des seelischen Leides in die Pflicht genommen, so dass ideologischeUnterschiede im praktischen Vollzug der Seelsorge weder vonseiten der Gemeindeglieder noch desPfarrers eine große Rolle gespielt haben dürften. Für den Bereich des Gottesdienstbesuches lässtsich nachweisen, dass Gemeindeglieder, die eine andere politische Einstellung zum NS-Regime alsder Pfarrer hatten, dessen Gottesdienste mieden und woanders hingingen. In der BreitfurterGemeinde mied eine Gruppe von Gemeinschaftsleuten den Nationalkirchler, Pfarrer Wilhelm Gruber.Immerhin wurden in Neustadt nationalkirchliche „Gottesfeiern“ neben den „normalen“ Gemeindegottesdiensten durchgeführt und es kam zu einer Art „Parallelgemeinde“. [18]

Für den Bereich der Seelsorge in der NS-Zeit lässt sich dies schwer erforschen, da sie sichüberwiegend im geschützten Raum vollzog, die Pfarrer schon alleine aufgrund desBeichtgeheimnisses zur Verschwiegenheit verpflichtet waren.

Wir beschränken uns also bei diesem Thema auf die Seelsorge unter den extremen Bedingungen inder sog. „Roten Zone“ und in den Evakuierungsgebieten, wobei wir den Schwerpunkt auf die ersteEvakuierung 1939/40 legen.

Da die seelsorgerliche Bemühung um Gemeindeglieder eine Querschnittsaufgabe in allen praktisch-theologischen Feldern ist, werden neben der „unmittelbaren Seelsorge“ an Einzelnen und(Evakuierten-)Gruppen („cura animarum specialis)“ auch Gottesdienste, Kasualien und Unterrichtdargestellt, sofern diesen seelsorgerliche Bedeutung zukommt („cura animarum generalis“). Geradefür die evakuierten Pfälzer Protestanten waren die Zusammenkünfte aus diesen AnlässenGemeinschaftserlebnisse und kommunikative Treffen, die schon an sich „Seelsorge“ darstellten. Esgilt zu beachten, „daß unter den Bedingungen eines totalitären Systems auch solche Äußerungenund Vollzüge seelsorgerliche Bedeutung gewinnen können, die im Nachhinein von außen betrachtetals solche gar nicht mehr [oder wie in diesem Aufsatz nur angedeutet] wahrgenommen werdenkönnen.“ [19]

Seelsorgerlichen Zuspruch und Trost fanden von daher also die Evakuierten auch in der Gestaltungder Gottesdienste, der Predigten und o.g. sonstiger Anlässe. So schreibt Pfarrer Blitt in seinemJahresbericht 1939 für die evakuierte Protestantische Kirchengemeinde Dörrenbach: „Die kirchlicheArbeit bestand von selbst vorerst mehr ihn der persönlichen Seelsorge und Hilfe; förderlich hierfür wardas gemeinsam erfahrene Geschick, das alle Grenzabwanderer fest miteinander verband und auchden mitgekommenen Geistlichen in engem Zusammenhang mit der Gemeinde hielt. Das Bedürfnisnach Gemeinschaft begünstigte die bald aufgenommenen Versammlungen der Rückwanderer.“ [20]

2. Herausforderungen an Seelsorge in extremen Situationen der „Grenzlandgemeinden

In diesem zweiten Teil soll dargestellt werden, welchen spezifischen Herausforderungen sich dieSeelsorger in den Grenzlandgemeinden durch die historische Entwicklung der Region stellenmussten.

Für die zeitgeschichtlichen Hintergründe verweisen wir aus Platzgründen auf die Literatur in denAnmerkungen, die teilweise durch ihre Lokalbezogenheit wenig bekannt ist, über die man sich abereine guten Überblick über die historischen Ereignisse erschließen kann.

Westwallbau [21]

In Europa hatte der auf den Waffenstillstand von 1918 folgende Friedensvertrag von Versailles nichtden erwünschten Frieden gebracht. Nationalistisch geschürte Rache- und Revanchegedanken kamenim deutschen, aber auch im französischen Raum auf. In Deutschland dachte Joachim von Stülpnagel,Leiter der Heeresabteilung im Truppenamt, bereits 1924 über eine Befestigung der Westgrenze nach,entgegen der Bestimmung des Versailler Vertrages, in dem grenznahe Befestigungen auf deutscherSeite verboten waren. Zusätzlicher Auslöser war der Bau der Maginotlinie auf französischer Seite inden Jahren 1926-1936. [22]

Gab es zunächst einen spezifisch deutschen Unwillen, Zivilisten zu evakuieren, weil dies der bei denNationalsozialisten „vorherrschenden Überzeugung [widersprach], Flucht und Evakuierung alsZeichen von Schwäche zu betrachten.“ [23], so wurden doch unter den o.g. Einflüssen 1934 erstePläne für den „Westwall“ erstellt und mit der Verwirklichung des Bunkerprogramms begonnen. Hitlerordnete am 9. April 1938 im Rahmen der Sudetenkrise die Beschleunigung des planmäßigenAusbaus der Befestigung an und übertrug am 14. Juni 1938 Dr. Fritz Todt [24] die Generalvollmacht fürden Festungsbau. Der Westwall erstreckte sich über 600 Kilometer (Basel bis Geilenkirchen) entlangder deutsch-französischen Grenze. „Nun begann mit einem unglaublichen Einsatz an Mensch undMaterial eine bisher in der Weltgeschichte nie gekannte Bautätigkeit…Aus allen Teilen des Reichestrafen Arbeitskräfte in der Südpfalz ein und wurden auf die einzelnen Gemeinden verteilt…jeder freieRaum von Verpflichteten belegt.“ [25] Teilweise waren bis zu 400.000 Arbeiter mit dem Westwallbaufür die Westfront beschäftigt. [26]

Auch in evangelischen Kreisen wurde die Bautätigkeit dieses „gigantischste[n] Befestigungswerk[es]aller Zeiten“, wie Hitler in einer programmatischen Rede am 12.9.1938 [27] formulierte, positivgesehen: „Wir sind Grenzvolk und wissen, was es für uns bedeutet, dass des Reiches schirmendeWehr am Westwall des Führers steht und unsere Heimat hinter diesem Wall von Stahl und Eisensicher ruht.“ Daher stehe man fest „zu dem Mann [Adolf Hitler, Anm. FMH], dessen Schaffen undWalten auch im Kriege Gott der Herr sichtbar gesegnet hat.“ [28]

Von Kirchengemeinden vor Ort wurde der Westwallbau zunächst unter den Gesichtspunkten „desGemeindezuwachses, der Arbeitsbeschaffung und wirtschaftlichen Belebung gesehen“. [29] Man hattedie Probleme, die sich mit dem Bau des Westwalls ergaben, vorher wohl nicht ahnen können, aberEinsatz, Unterbringung und arbeitsfreie Zeiten dieser Arbeitermassen führten schließlich zu „starkenBelästigungen der einheimischen Bevölkerung“: „Es kam zu schweren Excessen seitens derWestwallarbeiter.“ [30]

Die Landeskirche überließ den Umgang damit den Seelsorgern und Gemeinden vor Ort. Einquartierungen von Arbeitern bei Einheimischen waren in dieser Zeit üblich. Auch im DörrenbacherPfarrhaus war ständig drei Westwallarbeitern untergebracht. Pfarrer Blitt berichtete, dass bereits 1938die Einquartierung von hunderten Westwallarbeitern „die Dorfsitte und auch das kirchliche Lebenstark beeinflussen“.

Besonders die Jugend wurde von fremden Einflüssen ergriffen. Diebstahl, Alkoholismus undSittlichkeitsverbrechen spielten dabei die größte Rolle. [31]

Diese Probleme, vor die die Einheimischen gestellt wurden, spiegelten sich auch in erhöhtenAnforderungen an die Seelsorge wider. So berichtete Pfarrer Friedrich Theysohn im Jahresbericht derPfarrei Luthersbrunn über die Situation 1938, in dem er die merkliche Verschlechterung der sittlichenVerhältnisse in seiner Gemeinde „durch Einfluss der in den Gemeinden wohnenden Fremden[Westwallarbeiter]“ thematisiert: „Geld mit vollen Händen ausgegeben, leichtsinniges üppiges Leben,besonders Mädchen, Ehefrauen und Witwen mit hineingezogen…vergiftende Wirkung auf die Jugend.Schlechter Einfluss der Arbeitsdienstlager in Ober- und Niedersimten. Kaum konfirmierte Mädchengehen da aus einer Hand in die andere.“ [32] Was das für die einzelnen Familienverhältnisse und dieSituation im Dorf, wo jeder jeden kannte, an Zerwürfnissen und Nachrede bedeutete, kann man sichunschwer vorstellen. Pfarrer Theysohn sah seine Hauptaufgabe in dieser Situation vor allem inseelsorgerlichen Hausbesuchen, mit denen er Gemeindeglieder im Glauben und ihrer Sittlichkeit zustärken, Familien zusammenzuhalten und zu trösten versuchte.

Rote“ und „Grüne Zone“ / Evakuierungspläne [33]

Um die Zivilbevölkerung vor Beschuss aus Frankreich zu schützen und vor allem um ein ungestörtesAufmarsch- und Operationsgebiet im Kriegsfall zu haben, wurden seit dem Spätjahr 1938 geheimeEvakuierungspläne für die Grenzregion erstellt, mit denen der Stellvertretende Gauleiter Ernst Leyserbeauftragt war. Es entstanden die schönfärberischen, die wahren Absichten verschleiernden Begriffe„Freimachung“ und „Rückführung“. Das Gebiet „freimachen“ bedeutete Evakuierung tausenderMenschen. „Rückführung“ bedeutete eigentlich „Wegführen aus der Heimat ins rückwärtig gelegeneLandesinnere“ mit dem Ziel, die „Weggeführten“ dann, wenn nach dem angenommenen (in Wahrheitbereits geplanten) Krieg, die Grenzlage befriedet(er) worden wäre, wieder „zurückzuführen“ in ihreHeimat. Verwendet für Evakuierte wurden aber auch Begriffe wie „Bergungsbevölkerung“,„Räumungsflüchtlinge“, „Geräumte“, „Zurückgeführte“, „Räumlinge“, „Heimkehrer“ oder ganzeuphemistisch „Grenzabwanderer“.

Auf deutscher Seite wurde zum Zwecke einer Evakuierung entlang der westlichen Reichgrenze abFrühjahr 1939 die sog. „Rote Zone“ (RZ) vorgesehen, ein also aus dem militärischen Sprachgebrauchstammender Begriff, der das Gebiet der Westwallanlagen definierte und hinter der angenommenen„Hauptkampflinie“ („HKL“) eine Tiefe von bis zu ca. zehn Kilometern ins Landesinnere aufwies. Wirübernehmen den Begriff der Einfachheit halber. Dieser Gebietsstreifen lag im Bereich feindlicherArtillerie. In der Pfalz gab es 78 Dörfer in diesem Gefahrenbereich. Hinzu kamen die Städte BadBergzabern, Zweibrücken, Blieskastel und Pirmasens.

Die dahinter liegende „Grüne Zone“ (ca. zehn bis 20 Kilometer von der „HKL“ entfernt) konnte nur vonschweren Geschützen erreicht werden. Auch für sie gab es Evakuierungspläne, die freilich nierealisiert wurden. Die „Grüne Zone“ diente ab 1939 u.a. als Auffangbecken für Viehbestand„rückgeführter Frontbauern“, demontiertes Industrie-Material und zwischengelagerteIndividualbesitztümer aus der evakuierten „Roten Zone“.

Mit der „Weisung Nr.1 für die Kriegsführung“ vom 31.8.1939 befahl Hitler den Angriff auf Polen für den1. September 1939, 04:45 Uhr. Daraufhin erklärten England und Frankreich am 3. September 1939dem Deutschen Reich den Krieg.

Damit war der Fall eingetreten, den Hitler eigentlich hatte vermeiden wollen, dass nämlich dieWestmächte Polen zur Seite traten und damit auch die deutsch-französische Grenze zumKriegsgebiet wurde. Andererseits hatte er diese Möglichkeit stets mit einberechnet und dieEvakuierung der Grenzbevölkerung kaltschnäuzig schon seit Winter 1938/39 durch Ernst Leyser alsFreimachungskommissar, der dem Stab des Generalquartiermeisters im Oberkommando des Heereszugeteilt worden war, vorbereiten lassen.

Am 26.8.1939 war ein Geheimbefehl an die Bürgermeister in der Roten Zone ergangen: „Die Fahrerund Besitzer von Kraftfahrzeugen sollten ihre Instruktionen erhalten, vor allem über Sammelplätze, andenen die Transporte für den Rücktransport in die Evakuierungsräume zusammengestellt werdensollten.“ [34]

Panikmache sollte vermieden werden. Am 30. August 1939 wurde der Befehl an die Bürgermeisterzur „Freimachung der Roten Zone“ ausgegeben, die vom 1. bis 3. September 1939 in Etappenerfolgte.

Der dringend erwünschte Rücktransport der Westwallarbeiter aus der RZ verlief parallel, da bereitsPlünderungen von Häusern und Bauernhöfen durch diese in den schon evakuierten Gebieten inOberotterbach und Steinfeld gemeldet worden waren. Es kam aber auch zu Plünderungen durchSoldaten der Wehrmacht, was für Empörung bei den Rückgeführten sorgte. Verstärkter Einsatz derFeldgendarmerie in den menschenleeren Geisterdörfern sollte diesen Vorgängen wehren. [35]

In der offiziellen Propaganda sollte der Eindruck vermittelt werden, als sei bei der Evakuierung allesreibungslos verlaufen. In Wirklichkeit hatte es aber teilweise großes Chaos und heillosesDurcheinander gegeben: „Kein Transportfahrer wusste sein Tagesziel… große Verunsicherung bei derzurückzuführenden Bevölkerung“. [36]

In aller Eile wurde das Notwendigste gepackt, 15 Kilogramm Gepäck war pro Person erlaubt. DasVieh wurde aus den Ställen getrieben und die Haustüren verschlossen. In Dörrenbach hielten alleWagen zur Kontrolle noch einmal am Dorfausgang an, wo der Seelsorger Blitt „denGemeindegliedern ein Abschiedswort sagen [konnte] mit einem Psalm oder Lied, um hinzuweisen aufden Herrn und Vater, der über uns wacht uns und begleitet auf allen Wegen. Auch die Pfarrfamilieschloß sich dem Transport an.“ [37] Von den Sammelplätzen aus ging die tagelange, manchmalwochenlange Fahrt weiter mit Bahn, LKWs oder sonstigen Beförderungsmitteln in dieEvakuierungsgebiete. „In endlosen Kolonnen fahren Bauernwagen mit Pferden und Kühenbespannt…Frauen und Kinder sitzen zwischen ihren Habseligkeiten auf den Wagen und schauentraurig ins Ungewisse. Manche sah man sogar weinen.“ [38] Für einige ist es auch ein Abschied fürimmer, denn sie sterben auf der Flucht infolge von Überanstrengung, wegen ‚der Aufregungen und anErkältungen’.“ [39]

Über die Menschen längs der französischen Grenze brach ein großes Unglück herein, das sie voneinem Augenblick zum anderen zu Heimatlosen und Flüchtlingen machte. [40]

3. Die seelsorgerliche Betreuung in den Evakuierungsgebieten

Im Gau Saarpfalz waren rund 400.000 Menschen betroffen, die in die sogenannten ‚Bergungsgaue‘ umsiedeln mussten. Die Menschen aus dem Saargebiet und der Pfalz waren somit die größteEvakuierungsgruppe vor Baden (118.433 Personen), dem Gau Koblenz-Trier (27.112 Personen) unddem durch seinen großen Kriegshafen besonders gefährdeten Wilhelmshaven. VierRäumungsgebieten standen 20 Bergungsgaue gegenüber. 292 Stadt- und Landgemeinden wurdenvom 1. bis 3. September 1939 im Gau Saarpfalz und im Regierungsbezirk Trier geräumt. [41] Ein‚Bergungsplan‘ über die Herkunft und die zu erwartende Anzahl der Evakuierten und dieBergungsgebiete mit den entsprechenden Aufnahmezahlen soll zwar existiert haben [42], ist aber nichtüberliefert. Zahlen finden sich lediglich in einem SD-Bericht vom Oktober 1939. [43] Demnach warenbis dahin insgesamt 573.234 Einwohner der Westgebiete umquartiert worden. Rund 200.000‚Rückgeführte‘ kamen in Kurhessen und Thüringen unter. Mehr als 100.000 Personen gelangten nachBayern, davon 53.222 in den Gau Mainfranken, 42.528 Personen in den Gau Ostmark. [44]

Der grundlegende „Unterschied zwischen den Räumungsmaßnahmen im Westen, von denen mehrals eine halbe Million Menschen betroffen waren, und den später einsetzendenLuftkriegsevakuierungen, die mindestens sechs Millionen Menschen dazu zwangen, ihreHeimatstädte zu verlassen, bestand darin, daß für erstere bereits seit den frühen zwanziger JahrenPlanungen angestellt wurden, während letztere bei den deutschen Kriegsvorbereitungen völligvernachlässigt blieben“ [45].

Zu Beginn des Krieges wurden nicht nur die „Rote Zone“ geräumt, sondern auch außerhalb gelegeneKranken- und Pflegeanstalten, wie Klingenmünster, die Pflegeanstalten Bethesda in Landau (am10.9.1939) und das Paulusstift in Queichheim: Die 224 Pfleglinge aus Bethesda „kamen in einemExtrazug in 2-tägiger Fahrt zusammen mit unseren Pflegeschwestern nach der Heil- undPflegeanstalt Langenhorn-Hamburg“. Die 1251 Insassen aus Klingenmünster wurden nach Nord-bzw. Südbayern verlegt. [46]

Die „Freimachung“  Vom hektischen Aufbruch ins Chaos in den Bergungsgebieten

86.536 Angehörige der Pfälzischen Landeskirche aus 117 politischen Gemeinden sollen lt. LudwigDiehl Ihre Heimat verlassen haben. [47] Mit diesen Zahlen begründete er unter anderem die misslichefinanzielle Lage seiner Kirche im ersten Kriegsjahr, die durch die Evakuierung enormeKirchensteuerverluste hinnehmen musste.

Von den Evakuierungsmaßnahmen betroffen waren im Dekanat Bergzabern die Pfarreien Bergzabern(ohne die Filiale Oberhofen) (mit Dekan Gilcher), Barbelroth (nur Filiale Dierbach und ParochialeOberhausen), Dörrenbach (mit Pfarrer Blitt), Kapellen-Drusweiler (ohne Filiale Niederhorbach),Oberotterbach, Rechtenbach (mit Pfarrer Eugen Suess) und Vorderweidenthal (ohne FilialeDimbach), im Dekanat Germersheim die Pfarreien Freckenfeld, Minfeld, Neuburg am Rhein (mitPfarrer Gustav Gansert ab Dezember 1939), Winden (nur Parochiale Hergersweiler), Wörth (nurFiliale Maximiliansau und Parochiale Hagenbach), im Dekanat Homburg die Pfarrei Hassel (ohneFiliale Rohrbach), im Dekanat Pirmasens die Pfarreien Dahn, Lemberg (nur die ParochialenGlashütte, Langmühle und Ruhbankerhof), Luthersbrunn, Nünschweiler mit Pfarrer Theodor Hutterer),Pirmasens (mit vier Pfarrstellen) (mit Pfarrer Maximilian Georg Arnold), Rumbach und Schönau, imDekanat Zweibrücken die Pfarreien Blieskastel, Breitfurt (mit Pfarrer Gruber), Contwig, Einöd (mitPfarrer Rudolf Lipps), Ensheim (mit Pfarrer Ludwig Kleis, ab Mitte November 1939),Großsteinhausen, Hornbach (mit zwei Pfarrstellen) (mit Pfarrer Karl August Weber), Mimbach (mitPfarrer Ludwig Lugenbiehl), Mittelbach (mit Pfarrer Walter Rudolf Weiß), Niederauerbach (ohne FilialeOberauerbach), Rieschweiler (ohne Filiale Maßweiler und Parochiale Reifenberg), Walsheim/Blies,Zweibrücken (mit Pfarrer Jakob Kissinger) einschließlich Ernstweiler und Ixheim mit fünf Pfarrstellen.[48]

Listen über eine genaue Verteilung der Gemeinden des Freimachungsgebietes auf jene desBergungsgebiets lagen wohl den politischen Gemeinden vor, enthielten jedoch keineKonfessionszugehörigkeit. [49]

Der Aufbruch von zu Hause war hektisch und es folgte ein oft tage-, manchmal wochenlangdauernder Transport. Für viele war „der Herrgott…noch ihr einziger Trost.“ [50] Bei der Ankunft in denAufnahmegebieten Nordhessen, Thüringen, Provinz Sachsen und Franken herrschte erst einmalChaos: All diesen Menschen mussten vorher beschlagnahmte Quartiere zugewiesen werden. [51]

Auch die dortigen Gemeindepfarrer leisteten Vorarbeiten bei der Verteilung der Unterkünfte.Stadtvikar Gottfried Götz aus Treuchtlingen berichtete am 7. Dezember 1939 [52], dass mancheUnzufriedenheit über die Quartiere durch freundliches Zureden geregelt werden konnte. Er beschriebdie Stimmung unter den Evakuierten als schlecht: Sie hätten innerhalb kürzester Zeit die Heimatverlassen müssen. Das größte Problem sah er jedoch darin, dass Familien auseinandergerissenworden waren. Die Verteilung an sich sei jedoch mehr oder weniger problemlos erfolgt, da auf sozialeund familiäre Verhältnisse Rücksicht genommen wurde. Im Bericht des Dekanats Bamberg an denLandeskirchenrat München vom 14. Oktober 1939 ist zu lesen, dass sich nur wenige Rückwandererin Bamberg aufhielten, obwohl einige Wochen zuvor in zahlreichen Häusern Betten beschlagnahmtworden waren. Dort erwartete man die zweite Evakuierungswelle, die der sogenannten Grünen Zone.[53] Nicht immer verliefen die Einquartierungen so reibungslos, vor allem wenn Städter inLandgemeinden und Dorfbewohner in Städten untergebracht wurden. Problematisch vor allem auchfür die spätere Seelsorge durch die betreuenden Pfarrer war außerdem die Aufnahme von Katholikenin evangelischen Gemeinden und umgekehrt. Alte, Gebrechliche und Kranke wurden, von ihrenFamilien getrennt, in Krankenhäuser, Spitäler und Heime aufgenommen. So konnte es passieren,dass der Mann einer 80jährigen Frau in der Nähe von Bamberg verstarb, ohne dass die Ehefrau eswusste. [54]

Die Trennung und spätere Zusammenführung von Familien scheint mit ein Grund für die hoheFluktuation bis Ende 1939 gewesen zu sein. Viele Evakuierte zogen weiter zu Verwandten in andereGebiete Deutschlands oder näher Richtung Heimat. Weitere kehrten kurzfristig in die Heimat zurück,um das Nötigste an Kleidung und Bettzeug für den kommenden Winter zu beschaffen. [55] DieUnübersichtlichkeit in der Pfarrei Rödelsee, Unterfranken, die mit Pirmasensern belegt war, entstandvor allem dadurch, dass Facharbeiter in ihren anderswo etablierten Betrieben wieder gesammeltwurden und ihre Familien nachholten. [56] Verlässliche Zahlen, wie viele Gemeindeglieder an welchemOrt untergebracht waren, gab es nicht, zumal aus den Listen der politischen Gemeinden keineKonfessionsangaben zu entnehmen waren. Meistens wurden von den Behörden noch nicht einmalAuskünfte über Aufenthaltsort und Namen der Evakuierten erteilt. [57] Für die pfälzischen Pfarrer, dieihre Gemeinden in die Aufnahmegebiete begleiteten, war es eine wahre Sisyphusarbeit, erst einmalherauszufinden, wo sich ihre Gemeindeglieder aufhielten. Oft waren weite Wege zurückzulegen – mitder Bahn, mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Ausführlich berichtete der Bergzaberner Dekan AdolfGilcher, der selbst in Lenkersheim untergebracht war, am 16. November 1939 an denLandeskirchenrat in Speyer: Dienstfahrt nach entfernt gelegenem Ebrach. Am Sonntag zu Fuß nach8 km entferntem Großbirkach, Rückweg über Großgressingen. Um halb sieben abends wieder inEbrach. Insgesamt vierstündiger Marsch. Am Montag nach Untersteinach. Danach über Unterweilernach Koppenwind. Um 18 Uhr wieder in Ebrach. Am 15. November in Forchheim. [58]

Vielfach werden in den Berichten der fränkischen Pfarrämter an die Dekanate und der Dekanate anden Landeskirchenrat in München auftretende Spannungen zwischen einheimischer Bevölkerung undEvakuierten mit dem ungewohnt rauen Klima, dem harten Menschenschlag, der einfacherenLebensweise der Ostmärker und den beengten Wohnverhältnissen begründet [59] – dieunterschiedliche Mentalität zwischen Pfälzern und Franken tritt hier zum Vorschein: „Allgemein kanngesagt werden, dass die Volkscharakter der Pfälzer und Oberfranken grundverschieden sind; dieLebensansprüche der Pfälzer sind wesentlich höher als die der hiesigen Bevölkerung. Ihre Ansprüchewerden oft sehr abfällig beurteilt.“ [60] Die vom Heimweh geplagten Pfälzer bezeichneten die Frankenhingegen als „kalt und gefühllos“. [61] Zu „gegenseitigen Diskriminierungen“ kam es gewiss auch, weil„bei allen Beteiligten die Nerven blank [lagen]: bei den Evakuierten, weil sie nicht wussten, wie es umdie Angehörigen und die Heimat stand; bei den Einheimischen, weil sie das Gefühl oder auch dieFurcht hatten, über Gebühr ausgenutzt zu werden; bei den für die Durchführung der EvakuierungVerantwortlichen, weil sie Angst hatten, in dieser Frage der nationalen Bewährung zu versagen.“ [62]

Allerdings waren immer wieder auch Worte des Dankes über die herzliche Gastfreundschaft zuhören. [63]

In Thüringen war die Lage der Evakuierten vergleichbar. In der lutherischen Kirchengemeinde, in diedie Mauschbacher Protestanten geraten waren, waren sie freilich anfangs nicht akzeptiert, bis eineEvakuierte dem dortigen Pfarrer eine Spende machte und dabei das Gedicht „Wir sind ein Volk imStrom der Zeit“ rezitierte. Das hat den Pfarrer angerührt und „von da an sei alles besser geworden“.[64]

In Einzelfällen haben sogar Evakuierte in späterer Zeit Erinnerungstafeln im Bergungsort aufgestellt,so geschehen z.B. in Rosenhammer in Oberfranken, wo Menschen aus Heckendalheim undOmmersheim evakuiert waren. [65]

Insgesamt gesehen muss man aus diesen Erfahrungen aber das Resümee ziehen, dass die Absichtder nationalsozialistischen Propaganda, „das Postulat der „Volksgemeinschaft“ zu nutzen, um dieEvakuierten zu integrieren, und damit gar die „Volksgemeinschaft“ zu stärken, als gescheitertbetrachtet werden muss.“ [66]

Gottesdienste

Über alle diese Hürden setzten sich sowohl die Pfälzer als auch die einheimischen Pfarrer hinweg,um für die Evakuierten das kirchliche Leben einigermaßen aufrecht zu erhalten. Pfarrer Blitt fragtebeim Landeskirchenrat in Speyer nach, ob dort die Dörrenbacher Vasa sacra abgegeben wordenseien, die er wohl vor Ort benötigte. Er erbat außerdem eine Pfälzische Agende und schlug vor, einHeft mit pfälzischen Gesangbuchliedern drucken zu lassen, da die Gesangbücher daheimzurückgelassen worden waren. [67] Damit wollte er seinen Gemeindegliedern wenigstens ein StückHeimat bewahren. Häufig standen den pfälzischen Pfarrern fränkische Kirchen zur Verfügung, damitdiese dort die Gottesdienste nach pfälzischem Ritus abhalten konnten. Schwieriger war die Situationin Diasporagemeinden. Wenn die katholische Kirche nicht benutzt werden konnte, wich man aufSchulsäle oder Wirtshaussäle aus. Manchmal mussten aber auch diese Gottesdienste ausfallen,wenn die Räume durch parteipolitische Veranstaltungen belegt waren. Eine geplante Andacht im Saaleines Gefängnisses in Ebrach konnte von Dekan Gilcher nicht gehalten werden, da der Raum vonden Deutschen Christen benutzt wurde. [68] In Burgebrach sollte ein Gottesdienst im Schulhausstattfinden, allerdings lief dort zur gleichen Zeit eine Musterung ab. Gilcher verlegte den Gottesdienstkurzerhand in ein Privathaus, wo sich 35 Personen zusammenfanden. [69]

Wenn in den Diasporagemeinden die Wege zu den Kirchen der eigenen Konfession zu weit waren,besuchten die protestantischen Evakuierten notgedrungen auch die katholischen Gottesdienste undumgekehrt. [70] Auch damals existierte, wenn auch eine aus der Not geborene, gelebte Ökumene.

Auch wenn es in Einzelfällen dazu kam, dass „erzkonservative Lutheraner…den Pfälzer Evakuiertendie Zulassung zum Heiligen Abendmahl verwehrten“ [71], weil diese als Unierte des Calvinismusverdächtigt wurden, fanden die Pfälzer Protestanten in den fränkischen lutherischen Gemeindenüberwiegend freundliche Aufnahme. Es erfolgten Einladungen zu den Gottesdiensten, wo regelmäßigihrer Anliegen gedacht und Fürbitte gehalten wurde. In seinem Bericht vom 6. Oktober 1939 an dasDekanat Burghaslach beschrieb Pfarrer Hugo Schnell, Pfarramt Aschbach-Hohn, die staunendenPfälzer folgendermaßen: Es sei unverkennbar, dass die Gäste aus reformiert geprägtemKirchengebiet kämen. Sie freuten sich über den Schmuck des Gotteshauses und am ‚schönen’ Gottesdienst mit unbekannter Liturgie. [72] Pfarrer Ludwig Roth, Pfarramt Rödelsee/Unterfranken,berichtete allerdings über die eher traurige Stimmung der Evakuierten: Gerade in den ersten Tagenseien die Rückwanderer für seelsorgerliche Beeinflussung sehr zugänglich gewesen. „Viele weintenim Gottesdienst, viele saßen in der Kirche wie in einem Asyl.“ Viele hatten harte Erlebnisse hintersich, die Familien waren auseinandergerissen, das Haus war vielleicht nicht abgeschlossen, und dieHaustiere hatte man ihrem Schicksal überlassen müssen. [73] Trost und Seelsorge waren hierbesonders nötig. Pfarrer Blitt schrieb damals in sein Tagebuch: „Wir sind eine Gemeinschaft desgleichen Schicksals, die Trennung von daheim ist ein Eingriff ins Seelenleben, das für immer seineSpur hinterlässt.“ [74]

In nahezu jedem Bericht der pfälzischen und bayerischen Pfarrer erscheinen die Schwierigkeiten derkirchlichen Versorgung der Evakuierten. Gerade für die in Franken sich aufhaltenden, noch nichteinmal zehn Pfarrer der Pfälzischen Landeskirche war es ein enormer Kraftakt, die Gemeindegliedererst einmal aufzufinden und dann auch einigermaßen seelsorgerlich zu betreuen. Auf katholischerSeite schien es etwas einfacher zu sein: Etwa 50 katholische Geistliche, Lehrer undOrdensangehörige aus der Pfalz taten ihren Dienst in den Evakuierungsgebieten in Franken. [75]

Seelsorge an Einzelnen, Bibelarbeit und Gebetsstunden

Vielfach besuchten die Pfarrer während ihrer oft mehrtägigen Reisen auch Kranke und Alte in Heimenund Krankenhäusern sowie einzelne Familien, vor allem in Diasporagemeinden, um dieseseelsorgerlich zu betreuen. Die Pfarrer, sowohl die heimatlichen als auch die bayerischen, hieltenHausabendmahle, beteten gemeinsam mit den Menschen oder lasen in der Bibel, trösteten undstanden oft einfach nur mit Rat und Tat zur Seite. Nach einem solche Besuch in einem Krankenhausin Hochstadt/Oberfranken notierte Pfarrer Blitt in sein Tagebuch: „Da liegen sie nun und bevölkern dieKrankenhauszimmer. Die Heimatlosigkeit ist ihnen ins Gesicht geschrieben.“ [76]

In Gemeinden mit größeren Gruppen von Evakuierten wurden regelmäßig Bibel- oder Gebetsstundenabgehalten. Die Evakuierten freuten sich über den Besuch „ihres“ Pfarrers, der Neuigkeitenmitbrachte, vielleicht von Nachbarn, die in einem ganz anderen Ort untergebracht waren. Erberichtete von Taufen oder Bestattungen von Bekannten, lud zu Gottesdiensten ein und fungierte aufdiese Art als Bindeglied zwischen den einzelnen Gemeindegliedern. Die Geistlichen konnten nichtimmer vor Ort sein, wo es gerade nötig war. Daher wurden auch vervielfältigte Predigten verteilt. Zureigenen Lektüre erhielten die Menschen Schriften mit religiösem Inhalt, u. a. vom Landesverein fürInnere Mission. Auch Bibelauszüge, von Pfarrer Paul Kreiselmaier vom Pfälzischen Bibelvereinzugesandt, waren gern gesehene Geschenke. Um die Verbindung zur Heimatkirche aufrecht zuerhalten, wurden auch die heimatlichen Kirchenblätter „Union“ und „Evangelischer Kirchenbote“ vonden Rückwanderern gerne gelesen, zumal dort hin und wieder Grußworte vom Landeskirchenrat odervon ihren eigenen Pfarrern an sie abgedruckt waren. Auf dem Titelblatt des Kirchenboten vom 29.Oktober 1939 ist im Grußwort des Landesbischofs Diehl „an die Glaubensgenossen, die diepfälzische Heimat verlassen mussten“ zu lesen: „Im gemeinsamen Gebet wollen wir Kraft erbitten fürunsere Kirche, für Führer, Volk und Vaterland, für unsere Soldaten, für uns alle, für einen jedeneinzelnen in seiner besonderen Not. Und wir dürfen dann gewiss erneut erfahren, wie freundlich undgütig der Herr ist, der bei uns ist alle Tage bis an der Welt Ende.“ Andererseits erfuhren aber auch die‚Daheimgebliebenen’ etwas über die Arbeit und das Leben der Evakuierten und ihrer mitgereistenPfarrer in den Bergungsgebieten. In einem mehrteiligen Beitrag [77] berichtete Pfarrer Rudolf Lippsunter anderem über die Räumung selbst, über die in der Fremde durchgeführten Taufen undBestattungen und über die Probleme der seelsorgerlichen Betreuung infolge der weitverzweigtenUnterbringung der Evakuierten.

Auch bestellten einige Pfarrer sog. „Vertrauensleute“ aus zuverlässigen Gemeindegliedern, die in deneinzelnen Evakuierungsorten Besuchsdienste und kirchliche Kontaktpflege wahrnahmen, so dass„mancher Rückwanderer…selbst seelsorgerlichen Dienst an seinen Brüdern und Schwestern“ [78] tat.Kirche wurde insgesamt als „mütterlicher Seelsorgerin“ neu schätzen gelernt. [79]

Seelsorgerliche Begleitung bei Taufen und Bestattungen

Wie in der Heimat wurden auch in den Bergungsgebieten Kinder geboren und es starben Menschen.Gerade bei den Bestattungen war es den Evakuierten wichtig, ihren Heimatpfarrer an ihrer Seite zuhaben und die Verstorbenen nach gewohnten Gebräuchen beerdigen zu lassen. Fremde Riten, wie z.B. die Benutzung des Vortragekreuzes, das wahrscheinlich als zu „katholisch“ angesehen wurde,lehnten die Pfälzer strikt ab. [80]

Viele Kranke und Alte waren auch in katholischen Heimen untergebracht. Ein pfälzischer Pfarrer,wahrscheinlich Theophil Blitt, berichtete im „Evangelischen Kirchenboten“ [81] über die Bestattungeines im Erholungsheim der katholischen Schwestern Verstorbenen in Rattelsdorf: Der katholischeOrtsgeistliche hatte bereits alles Erforderliche für die Beerdigung hergerichtet. Der Sarg war auf demKirchplatz zwischen Kirche und Schwesternhaus aufgebahrt. Die Schwestern hatten einen Tisch mitKruzifix und brennenden Kirchen aufgestellt. Die Trauergemeinde war klein, da die Aufenthaltsorteder Verwandten zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt waren. Nach der Bestattung fand einKrankenabendmahl statt, das den Frauen in einem großen Zimmer ausgeteilt wurde, die Männererhielten es von der Oberin in der Hauskapelle. Gerade dieses Beispiel kann auch heute noch alsZeichen gelebter Ökumene verstanden werden.

Die geringe Anzahl der Pfälzer Pfarrer sowie die ungünstigen Verkehrsverhältnisse verhinderten,dass alle Kasualien von den Heimatpfarrern ausgeführt werden konnten. Unterstützung erhielten sieimmer von den bayerischen Kollegen. Allein das Kloster der Franziskusschwestern inVierzehnheiligen hatte vom 5. September 1939 bis zum 27. Juli 1940 durchschnittlich 120 Evakuierteaufgenommen, sowohl Katholiken als auch Protestanten aus der Saarpfalz. Das dazu gehörendeExerzitienheim war in erster Linie für die Aufnahme von Kranken und Wöchnerinnen geeignet, zumalsich unter den Evakuierten eine Hebamme befand. Insgesamt zählte man für diesen Zeitraum 42Taufen und 13 Bestattungen. [82]

Nach der Rückkehr in die Heimat wurden die Taufen und Bestattungen [83] in die Kirchenbücher derHeimatgemeinden nachgetragen. Für die Pfarrei Nünschweiler [84] etwa waren vom 1. September1939 bis 16. August 1940 insgesamt 54 Taufen und 24 Bestattungen angefallen. Aus den Tauf- undBestattungsorten kann man ersehen, dass nicht alle Evakuierten in den Bergungsgebieten blieben,sondern auch in anderen Gegenden bei Verwandten Unterschlupf fanden. Einige der Verstorbenenwurden schon während des Krieges oder in den ersten Nachkriegsjahren nach Nünschweilerüberführt, um in heimischer Erde erneut beerdigt zu werden.

Religionsunterricht, Konfirmandenunterricht und Konfirmation

Kindern und Jugendlichen scheint der Aufbruch in die Fremde wohl am wenigsten ausgemacht zuhaben. In einem Film [85], den Pfarrer Wilhelm Gruber (Breitfurt) während der Zeit der Evakuierung inErfurt gedreht hatte, blickt man häufig in strahlende, neugierige Kindergesichter. Nach den erstenWochen begann für die Kleinen mit dem Beginn des Schulbesuchs wieder der Ernst des Lebens. Eswurde auch Religionsunterricht erteilt. Waren die Gruppen der Pfälzer groß genug, erhielten sieeigenen Unterricht durch die pfälzischen Pfarrer, ansonsten nahmen sie am bayerischenReligionsunterricht teil. Ebenso wurde mit dem Konfirmandenunterricht verfahren. Doch kam es indiesem Fall häufiger wegen des unterschiedlichen Bekenntnisses zu Differenzen. Bereits am 23.November 1939 beklagt sich Ludwig Diehl beim Landeskirchenrat in München über die Durchführungdes Konfirmandenunterrichtes: Es „bleibt nichts anderes übrig, als dass unsere Kinder vonlutherischen Geistlichen im lutherischen Katechismus unterwiesen werden“ [86]. Bedenken wegen desunterschiedlichen Bekenntnisses kamen aber auch von der Gegenseite. Auf höherer Ebene, in einerSitzung des Landeskirchenrates in München [87], wurde, da die acht in Bayern befindlichen PfälzerPfarrer nicht alle Kinder konfirmieren konnten, folgendes beschlossen: „Angesichts der innerenKonflikte, die durch die Zurückweisung von Pfälzer Kindern von der landeskirchlichen Konfirmationhervorgerufen würden, erscheint es als ein Gebot der Liebe, über die absoluten Konsequenzen derabstrakten Wahrheit hinwegzugehen und die Konfirmation in der angeordneten Form zu vollziehen.“[88] Dieser Sache sollte sich der Landesbischof Hans Meiser zunächst persönlich annehmen. Fallssich ein Pfarrer weigern sollte, die Konfirmation für die pfälzischen Kinder durchzuführen, sollten dieKosten für den Vollzug der Konfirmation durch einen pfälzischen Geistlichen von der bayerischenLandeskirche übernommen werden. [89] Wilhelm Gruber jedenfalls hat seine Breitfurter undBöckweiler Kinder am 17. März 1940 in der Hospitalkirche in Erfurt konfirmiert. Da nicht alle Familiendirekt in Erfurt Quartier gefunden hatten, holte er die Kinder einige Tage vor der Konfirmation in dieStadt, um diesen dort noch einmal intensiv Konfirmandenunterricht zu erteilen. [90] Aus dieser Zeithaben sich bis heute intensive Freundschaften zwischen Saarpfälzern und Thüringern bzw. Frankenerhalten. [91]

4. Weitere Herausforderungen an Seelsorge in den Grenzlandgemeinden bis 1945

Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich 1940 kehrten viele Evakuierte langsam in ihre Dörferzurück. Die Wiederbesiedlung barg spezifische Probleme, denn in der Fremde waren viele Familienauseinandergerissen worden und Menschen waren durch unterschiedliche Erfahrungen während derEvakuierung einander fremd geworden. Viele Orte waren durch Zerstörungen durchKampfhandlungen und Minenexplosionen noch unbewohnbar, die Häuser durch den schweren Frostim Winter 1939/40 und Plünderungen durch Westwallarbeiter und Soldaten zerstört. Oftmals warHausrat von Wehrmachtsangehörigen entwendet und in die Bunker gebracht worden.

Besonders infam war, dass in manchen Dörfern die meisten Häuser nicht durch Kriegseinwirkungenzerstört worden waren, sondern durch die von Gauleiter Bürckel geplante und befohlene Abrissaktion,die im Zusammenhang mit dem sogenannten „Wiederaufbau“ nach dem Frankreichfeldzug stand. [92]Nach dem siegreichen Westfeldzug war der Gau Westmark gegründet worden. Gauleiter JosefBürckel wollte ihn in einen Mustergau verwandeln. Mit der Behebung der Kriegs- undRäumungsschäden wollte er die landwirtschaftlichen Besitzverhältnisse neu regeln und „einengroßzügigen Neuaufbau der Dörfer nach nationalsozialistischen Vorstellungen vom Siedeln einesgesunden Bauerntum“ [93] veranlassen. In den pfälzischen Grenzorten wurden rund 2000nichtbeschädigte Anwesen niedergerissen.

Die Bewohner von Vinningen (Pfarrei Luthersbrunn) fanden bei ihrer Rückkehr von 215 Häusernallein 130 durch die „Wiederaufbaustelle“ abgerissen vor. Die Folge war, dass „kaum die Hälfte derBevölkerung eine Unterkunft fand und die Leute jetzt so dicht beieinander wohnten, daß dieVerhältnisse oft unhaltbar waren.“ [94] In den Evakuierungsgebieten hatten manche der betroffenenFamilienvorstände entsprechende Einverständniserklärungen zum Abriss ihrer Häuser mehr oderminder unter Zwang unterschreiben müssen, ohne die Folgen absehen zu können. [95] Eine Familie,deren Bauernhof in Dietrichingen abgerissen wurde, verlor dadurch ihre Existenzgrundlage, konntenie wieder Fuß fassen und zog von Verwandten zu Verwandten. Das harte, unbewältigte Schicksalspielt in seelsorgerlichen Gesprächen mit der Pfarrerin bis heute eine Rolle. [96] In Hornbach [97]erinnerte lange eine Gedenktafel an die nationalsozialistischen Zerstörungen. In Oberotterbach warendie „ortsgestalterischen Maßnahmen“ der Parteiwillkür unterworfen: „Aufgelockert wurde überwiegenddort, wo die ärmeren Bevölkerungsschichten in kleineren Anwesen wohnten.“ [98]

Auch dieser ideologisch motivierte Dorfumbau nach 1940 war Gegenstand der Seelsorge der Pfarrer.[99] Einige Dörfer konnten erst 1941 wiederbesiedelt werden. Die Bewohner von Hilst (PfarreiLuthersbrunn) konnten erst gegen Kriegsende wieder in ihren Heimatort zurück. [100]

Es folgte die zweite Evakuierung der Roten Zone in einigen Einzelschritten ab September 1944. Inden Grenzlandgemeinden waren erneut „Unruhe und Aufregung“ [101] die Folge. Mitte Dezember1944 lagen die Dörfer der Roten Zone unter alliiertem Artilleriebeschuss. Seelsorgerliche Betreuungund Tröstung waren erneut in verstärktem Maße notwendig. Für diese zweite Evakuierung gab eskeinerlei Vorbereitungen, jeder war auf sich selbst gestellt und musste sehen, wie er aus derGefahrenzone herauskam und wo er eine Bleibe fand.

Die Daheimgebliebenen lebten in Angst und Schrecken, „bargen sich so gut es ging in Kellern,nahegelegenen Bunkern und tiefen Stollen.“ [102] Auch Gottesdienste und Andachten fanden inStollen statt und boten Anlass zu seelsorgerlichen Gesprächen. [103]

Nach dieser zweiten Evakuierung kamen viele erst ab Mitte Juni bis Oktober 1945 zurück in ihreDörfer. Durch die während des Krieges und die sich daran erneut anschließenden Plünderungendurch versprengte Wehrmachtssoldaten, aber auch durch Elsässer und französische Soldaten,entlassene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, sog. „displaced persons“, standen vieleDorfbewohner vor dem Nichts. [104] Teilweise bis 1949 mussten viele Menschen in der Roten Zone inViehställen hausen.

Es kann für viele Gemeinden gelten, was Pfarrer Theysohn für die Pfarrei Luthersbrunn schreibt, dass„viel Zorn und Rachsucht in den Herzen“ der Menschen lebte. „Der Kampf um Wohnraum undGrundrechte“ (etwa um den Erhalt der noch unvergebenen Bauten des „Wiederaufbaus“) entfachteeinen Verdrängungswillen, der Unehrlichkeit und Lüge nach sich zog, kurzum „die Störung allerzwischenmenschlichen Beziehungen.“ [105]

Resümee

Die Grenzlandbevölkerung in der „Roten Zone“ hat die Folgen einer gott- undmenschenverachtenden nationalsozialistischen Politik bitter erleiden müssen. Viele Menschenkonnten durch seelsorgerliches Handeln von Pfarrern in der „Roten Zone“ und von Pfarrern unddenen von ihnen benannten „Vertrauensleuten“ in den Evakuierungsgebieten das, was ihnenabverlangt worden war, überstehen oder angesichts unabwendbaren Unglücks und Leids dennochetwas Trost finden. Die Pfarrer in den Evakuierungsorten waren nicht nur in organisatorischerHinsicht zum Dreh- und Angelpunkt vieler Heimatloser geworden. Seelsorge war zur Glaubens- und(Über-)Lebenshilfe geworden.

Es haben sich vor unseren Augen bei der Beschäftigung mit dem Thema „Seelsorge in der RotenZone und in den Evakuierungsgebieten“ Aspekte einer „seelsorgerlichen Kirche“ entfaltet, bei derSeelsorge in diesen Extremsituationen menschlicher Existenz das dominierende Element allerkirchlichen Lebensäußerungen geworden ist. [106]

In gewisser Weise ist die Seelsorge in unserer spezifischen Fragestellung bis heute das Kriteriumeiner „Kirche für andere“: Das Erlebte und Erlittene in der „Roten Zone“, schon in der „Westwallzeit“,dann während des Krieges, in den Evakuierungsgebieten 1939/40 und 1944/45, aber auch nachKriegsende in den „Notstandsgebieten“ in Grenzlage, wird von Betroffenen oder vonFamilienangehörigen von damals Evakuierten im Rahmen von Aufarbeitung und Bewältigung dereigenen Familiengeschichte bei seelsorgerlichen Kontakten mit Pfarrerinnen und Pfarrern immer nochangesprochen und reflektiert. Max Krumbach bestätigte, dass bei Trauergesprächen und„Beerdigungen, bei Bibelabenden in Kliniken, in der Einzelseelsorge, bei Abenden im Rahmen derErwachsenenbildung, bei Gottesdiensten im Bliesgau“ die „Rote Zone“ und die Evakuierung bis heutevon Betroffenen und ihren Familien angesprochen und reflektiert werden. [107] Bei vielen altenMenschen ist das Thema im Rahmen der Lebensbilanzierung präsent. Es ist bleibende Aufgabe derSeelsorge, die verbalisierten Erfahrungen empathisch zu spiegeln und Menschen geistesgegenwärtigzu begleiten, damit „die Seele Ruhe finde vor dem Ende“. [108]

Es ist folgerichtig, dass man sich auch heutzutage dem Thema „Kriegserfahrungen und Seelsorge“ inkirchlichen Studientagen zuwendet [109] und den Umgang mit traumatisierenden Erlebnissenerforscht, um den Betroffenen ein Stück praktische Glaubens- und Lebenshilfe geben zu können. [110]

Es ist gut, dass das lange verdrängte und vergessene Thema der Ohnmachtserfahrungen inEvakuierungszeiten in letzter Zeit verstärkt Beachtung findet. So wurde in Ensheim eine strukturierteFragebogenaktion [111] zu den Evakuierungen gemacht. Am Historischen Institut der Universität desSaarlandes nimmt sich ein Forschungsprojekt [112] des Themas an.

Bedenkt man, dass sich auf französischer Seite dieselben Entwicklungen vom Bau der Maginotliniebis hin zu Evakuierungen der Grenzlandbevölkerung ins Binnenland, deren Diskriminierungen dortund den Folgen einer 1945 von Frankreich kurz geplanten „toten Grenzzone“ fünf Kilometer inFrankreich und Deutschland mit der Folge einer erneuten (für manche Orte dritten) Evakuierungbeidseits der gemeinsamen Grenze zugetragen haben und die seelischen Belastungen für Evakuierteaus der Pfalz und dem Saargebiet sowie für Elsässer und Lothringer absolut vergleichbar waren undsind, so kann man nur begrüßen, dass heute eine grenzüberschreitende, geschichtsvergleichendeinternationale Forschung [113] zu den Evakuierungen vorangetrieben wird.

Auch der Erhalt von markierten Resten des Westwalls und entsprechende Wegebeschreibungen, diedem Gedenken und der Informierung jüngerer Generationen über das Geschehene in derGrenzlandregion dienen [114], sind ebenso zu begrüßen wie die Errichtung einer Stiftung des LandesRheinland-Pfalz, das Oktober 2014 die Verantwortung für die Reste des Walls von derBundesrepublik Deutschland übernimmt. [115]

Insgesamt ist derzeit ein neu erwachtes Interesse an diesen Themen zu beobachten. Seelsorge „ander Grenze“ wurde angesichts der beschriebenen Kontexte der pastoralen Dienste so gestaltet, dassfür Menschen, die in Not und Bedrängnis waren und die von existenziellen Fragen gequält wurden,der menschenfreundliche Gott erfahrbar wurde: „…ich habe ihre Leiden erkannt“ (2.Mose 3,7).

[1] Der folgende Beitrag wird im Handbuch der Pfälzischen Landeskirche im Nationalsozialismus (erscheint im Herbst2015) in gekürzter Form abgedruckt.

[2]  Für hilfreiche Hinweise danke ich (FMH) Herrn Dr. Helmut Lauer (Flonheim), Remigius Wüstner und Paul Glass(beide Ensheim), den Pfarrerinnen und Pfarrern Max Krumbach (Zweibrücken), Hans Blitt (Speyer), Suse Günther(Zweibrücken), Tatjana Falk-Reifarth (Mimbach), Friedhelm Hans (Landau), Klaus Hoffmann (Hornbach), KlausWestenweller (Lemberg), Dr. Stefan Meißner (Minfeld), Wolfgang Roth (Klingenmünster).

[3] Zitiert bei Hanns-Christoph Picker, Ludwig Diehl (1894-1982). NS-„Landesbischof“ zwischen Kirchenleitung undRegimetreue 1934-1945, in: Pfälzische Kirchen- und Synodalpräsidenten seit 1920, hrsg. von Friedhelm Hans und GabrieleStüber, Speyer 2008, S.68.

[4] Henning Luther in seinem Aufsatz „’Grenze’ als Thema und Problem der Praktischen Theologie“, zitiert nach SimonRipke, Wohin mit der Trauer? in: zeitzeichen 15/2014, Nr.1, S. 13.

[5] Zum Begriff der „Seele“ verweisen wir auf Hans Ulrich Gehring, „…und für meine Seele sorgen“. Eine theologischeAufgabe im Pfarramt, in DtPfrBl. 1/2008, S.3ff.

[6] Dass sich im Laufe der Zeit aus „der“ Seelsorge ein ganzes Bündel von Seelsorgebereichen mit immer höhererSpezialisierung herausgebildet hat, ist der Ausdifferenzierung der heutigen immer komplexer werdenden postmodernenGesellschaft geschuldet und darf für die hier behandelte Zeit nicht in Anschlag gebracht werden. Einige Formen der„Sonderseelsorge“ gab es freilich bereits früher: So gab es im Zweiten Weltkrieg wie auch bereits im Ersten WeltkriegFeldseelsorger oder Wehrmachtspfarrer. In unserem Artikel gehen wir auf solche damals bestehenden Sonderformen nichtein, sondern beschränken uns auf die klassische Seelsorge der Gemeindearbeit.

[7] Hans Asmussen. Die Seelsorge. Ein praktisches Handbuch über Seelsorge und Seelenführung. Zitiert nach der 4. Auflage, republished by The Commission for World Council Service of the American Committee for the World Council ofChurches, New York o. J., vermutlich 1945 (Asmussen, Seelsorge). Gegenbeispiel für eine Poimenik, die von dernationalsozialistischen Ideologie beeinflusst ist, ist der 1939 erschienene dritte Teil von Leonhard Fendts (1881-1957)„Grundriß der Praktischen Theologie“, in dem er auch die Lehre der Seelsorge behandelt: Fendt räumt der Rassenkunde inder Seelsorge einen wichtigen Platz ein, weil die Rassenforschung „die Wichtigkeit psychologischer undcharakterologischer Studien auch für die ‘Massen-Seelsorge’ aufzeige“. Hier zeigt sich, „wie völkisch-rassisches Denken injede Bereiche der Seelsorgelehre einsickerte, in denen es Berührungspunkte mit nationalsozialistischer Ideologie gab,nämlich bei der Rassekunde und der Wohlfahrtspflege.“ Martin Jochheim, Seelsorge(lehre) im Nationalsozialismus, in:Wege zum Menschen 49/1997, Göttingen 1997, Themennummer „Alltagsseelsorge im Dritten Reich“, S. 140f. (Jochheim,Seelsorge).

[8] Karl Groß, Aufzeichnungen über die Jahre 1933-1945, Maschinenschriftliches Manuskript, Kaiserslautern o.J., S. 93.

[9] Das wurde in der Evakuierungszeit mit Nachdruck betont: „Die Aufgabe der Partei läßt sich kurz mit den WortenRückführung der Marschfähigen und Transport der Nichtmarschfähigen sowie seelische und politische Betreuung derRückgeführten umreißen.“ Stellvertretender Gauleiter Neumann am 29.3.1939 an Kreisleiter Trier-Land, LHA KoblenzBest. 662,3 Nr. 280, S.399, zitiert nach Hans-Walter Hermann, Die Freimachung der Roten Zone 1939/40. Ablauf undQuellenlage, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 32/1984, Saarbrücken 1984, S.66. (Herrmann, Freimachung)

[10] Jochheim, Seelsorge S. 133. Dort wird auf R. Baumgärtner, Weltanschauungskampf im Dritten Reich, 1977, verwiesen,wo auf S. 78f. entsprechende Hinweise zu Rosenbergs Ideologie gegeben werden.

[11] Hans Blitt, Theophil Blitt. Leben und Wirken als Pfarrer in Gimmeldingen. Neustadt 2004, S. 20f.; (Blitt, Leben).

[12] Hans Asmussen differenziert solche Typen der Seelsorger für die Dreißiger Jahre; Asmussen, Seelsorge, S.4.

[13] Wie Seelsorge unter Kriegsbedingungen im Binnenland aussah, berichtet Karl Groß für Kaiserslautern in seinen„Aufzeichnungen“ a.a.O., S.217.

[14] Aufschlussreich und ergreifend sind die diesbezüglichen Berichte von Blitt in seinen Jahresberichten für die PfarreiDörrenbach, ZASP Abt. 44 Dörrenbach-Oberotterbach Nr. 34, in seinem Tagebuch im Jahr der Räumung 1939(Privatbesitz Pfarrer i.R. Hans Blitt, Speyer); auch in: Blitt, Leben, dort vor allem die Jahre in Dörrenbach 1938,1944/45, S.19ff. und Dekan Adolf Gilcher (Bad Bergzabern), Berichte an den LKR Speyer über die 2. EvakuierungBergzaberns1944/45, ZASP Abt. 6 Nr. 446.

[15] Vgl. Friedrich Barth, ’m Parre sei Geilche, Speyer 1981, S. 60ff., zuvor in elf Fortsetzungen im Kirchenboten (Nr. 24bis Nr. 35, Juni bis August 1981) abgedruckt.

[16] Für diese Fragestellung verweisen wir auf Jochheim, Seelsorge, S.132-146.

[17] So etwa auch in der Predigt von Pfarrer Karl Miltenberger, Schifferstadt, im „Abschiedsgottesdienst für dierückgeführten Familien am 21. Juli 1940“, ZASP Abt. 150.106. Nachlass Miltenberger Nr.8. Miltenberger war früh in dieNSDAP eingetreten, schloss sich dann zunächst der BK an und wechselte 1937 zur nationalkirchlichen DC. – In einerweiteren „Säule“ sollen im Rahmen des Projektes „Die Evangelische Kirche der Pfalz im Nationalsozialismus“ Predigtenpfälzischer Pfarrer aus der NS-Zeit wissenschaftlich analysiert werden, um festzustellen, inwiefern zeitgeschichtlicheEreignisse aufgegriffen und wie sie homiletisch verarbeitet wurden.

[18] Vgl. im Handbuch 2015 die Darstellung von Helge Müller über die Presbyterien der Kirchengemeinde Neustadt undihrer Tochtergemeinde Winzingen, ebenso den Beitrag Thomas Fandel, Deutsche Christen.

[19] Jochheim, Seelsorge, S.133.

[20] ZASP Abt. 44 Dörrenbach-Oberotterbach Nr. 34.

[21] Grundlegende Lektüre zum Thema ist Johannes Nosbüsch, Damit es nicht vergessen wird…Pfälzer Land im ZweitenWeltkrieg: Schauplatz Südpfalz, Landau 1984/5. Auflage, S.43 ff. (Nosbüsch, Land); Hans Heß, Westwallbau, Räumungund Wiederbesiedlung in den Grenzgemeinden des ehemaligen Landkreises Bad Bergzabern, in: Zeitschrift für dieGeschichte der Saargegend 32/1984, Saarbrücken 1984, S.90ff. (Heß, Räumung); Hermann, Freimachung, S. 64ff.; RolfÜbel, Oliver Röller (Hrsg.), Der Westwall in der Südpfalz, Ludwigshafen/Rh. 2012.

[22] Die „Maginotlinie“ war auf Betreiben des damaligen französischen Kriegsministers André Maginot (1877-1932) zurSicherung der Ostgrenze gegen Deutschland von Basel bis in die Ardennen erbaut worden.

[23] Nicholas Williams, Grenzen der „Volksgemeinschaft“. Die Evakuierung 1939/40 in Deutschland und Frankreich, in:Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, hrg. v. Johannes Schmitt i.A. des Hist. Vereins für die Saargegend e.V.,60/2012, Saarbrücken 2013, S. 115.

[24] Todt wurde am 4.9.1881 in Pforzheim geboren, studierte an der Technischen Hochschule in München Hoch- undTiefbau. 1922 trat er in die NSDAP ein und starb am 8.2.1945 nach einem Flugzeugabsturz bei Rastenburg(Führerhauptquartier Wolfsschanze).

[25] Joachim Engelsmann, Die Westwallzeit und der Zweite Weltkrieg (1936-1945), in: 1000 Jahre Dörrenbach. Chronikeines südpfälzischen Dorfes, Dörrenbach 1992, S. 185. (Engelsmann, Westwallzeit).

[26] Heß, Räumung, S. 90. Die Gesamtzahl der Arbeiter wird im Zusammenhang mit Hitlers Besichtigung des Westwalls imFrühjahr 1939 genannt bei Richard Hudlet, Vor 60 Jahren. Erste Evakuierung. Räumung der Roten Zone,Maschinenschriftliches Manuskript o.O. [Zweibrücken] 1999 (Hudlet, Evakuierung).

[27] Zitiert nach Hornbach. Die Geschichte einer Stadt. Hrsg. v. Förderverein Kultur der Stadt Hornbach, o.0., o.J. [2002],S.496, Hornbach, Geschichte.

[28] Kirchenbote 97, Jg.1940, Nr.16, vom 21.4.1940, ohne Verfasserangabe. Besichtigungsreisen durch NS-Größen amWestwall wurden positiv in den Jahresberichten des Freckenfelder Pfarrers Ludwig Becker (späterer Ehrenbürger derGemeinde Freckenfeld) vermerkt. „Verschiedene Male wurde unsere Gegend mit hohem und allerhöchstem Besuch beehrt.So kam am 10.6.1938 Generalfeldmarschall Göring durch Schaidt. Am 28.8.1938…hatten viele Freckenfelder das Glückund die Freude, den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler selbst sehen und begrüssen zu können.“ ZASP Abt. 44Freckenfeld Nr. 42: Jahresbericht 1938, S.4f.

[29] Friedhelm Hans, Protestanten in Steinfeld, in: Steinfeld 1250 bis 2000. Ein Grenzdorf im Zeitenwandel, hg. v.Ortsgemeinde Steinfeld, Speyer 2000, S.328.

[30] Lagebericht des Präsidenten des Landgerichts Landau an den Präsidenten des OLG Zweibrücken, 29.12.1938, LA Sp J1 Nr. 1226 Bl. 4v., zitiert nach Joachim Kermann, Kriegsausbruch und Räumung der „Roten Zone“ im Gau Saarpfalz(September 1939) – Zeitgenössische Stimmungsberichte aus dem Justizbereich, in: Mitteilungen des Historischen Vereinsder Pfalz, 97. Band, Speyer 1999, S. 563.

[31] ZASP Abt. 44 Dörrenbach-Oberotterbach Nr. 34: Jahresbericht 1939.

[32] ZASP Abt. 8 Nr. 476.

[33] Zum Gesamtkomplex muss verwiesen werden auf Hans-Walter Herrmann, Die Freimachung der Roten Zone 1939/40.Ablauf und Quellenlage, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, 32/1984, Saarbrücken 1984, S. 64ff.; Heß,Räumung; Nosbüsch, Land, S. 75ff. Dort werden jeweils auch die einzelnen Maßnahmen und Planungen derEvakuierungspläne und deren Vorbereitungen detailliert dargestellt.

[34] Rolf Übel, Die Jahre 1933 bis 1949, in: 1200 Jahre Schweigen. Ein Dorf mitten in Europa, hg. v. OrtsgemeindeSchweigen-Rechtenbach, Germersheim 2002, S.110, (Übel, Schweigen). Darin auch Friedhelm Hans, Aus der Geschichteder protestantischen Gemeinde in Schweigen, S. 223-252, bes. 244-247.

[35] Erwähnt im Bericht des Landrates von Bad Bergzabern für den 3.September 1939, nach Übel, Schweigen, S.113.

[36] ebd. – Marschpläne wurden nicht eingehalten. In Pirmasens und Saarbrücken wurden Bahnhöfe gestürmt: „Die Zügewurden mit Personen besetzt, für die im Räumungsplan eine Beförderung mit Autobussen vorgesehen war“ (LA Sp X 62Nr.83 Bl.129).

[37] ZASP Abt. 44 Dörrenbach-Oberotterbach Nr. 34. Jahresbericht 1939.

[38] So beschrieb die Chronistin des Kaiserslauterer Stadttagebuches Gretel Wagner am 9.9.1939 die großen Rückwanderer-Durchmärsche, StA Kaiserslautern, Stadttagebuch, S.3, zitiert nach Jürgen Keddigkeit, Bollwerk im Westen. Krieg undKriegsende im pfälzischen Raum 1939-1945, in: Gerhard Nestler und Hannes Ziegler, Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Einedeutsche Provinz während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, Landau 1993, S.459, (Die Situation in denEvakuierungsgebieten selbst wird in diesem wichtigen Standardwerk nicht angesprochen); Keddigkeit, Bollwerk.

[39] Bericht des Oberamtsrichters von Bergzabern, 24.10.1939, LA Sp 1 Nr. 1226 Bl. 58v., Abdruck bei Kermann,Kriegsausbruch, S 626-628.

[40] Wer sich einen Überblick über die Evakuierung in der Grenzregion machen möchte, sei auf folgende Fachliteraturverwiesen: Keddigkeit, Bollwerk, S. 458ff.; Auszug und Heimkehr. Die Evakuierung von Pirmasens 1939/40. Mit einemBeitrag von Hans Koch. Zusammengestellt von der Stadtbücherei Pirmasens 1989 (Texte zur gleichnamigen Ausstellung,10.8. bis 29.9.1989); Die Rote Zone im Landkreis Südwestpfalz. Ein Begleitheft zur Ausstellung im KreistagssaalSüdwestpfalz in Pirmasens vom 21.10. bis 10.11.2000. Herausgegeben von der Kreisverwaltung Südwestpfalz. Redaktion:Elke Huber und Clemens Jöckle, Pirmasens 2000 (Huber, Rote Zone); Engelsmann, Westwallzeit, S. 210ff.; Kermann,Kriegsausbruch; S.566ff.; Übel, Schweigen, S. 108ff.; Helmut Seebach/Rolf Übel, Zur Geschichte der Südpfalz. Von derSteinzeit bis zum 20. Jahrhundert, Band 2: Von der französischen Revolution bis zum 20.Jahrhundert, Annweiler-Queichhambach 2006, S.250ff. (Räumung Steinfelds); Willi Fischer, Kriegsbeginn, in: Oberotterbach. Aus der Geschichteeines südpfälzischen Dorfes, Oberotterbach 1992, S.97ff. (Oberotterbach, Geschichte); Herrmann, Freimachung, S. 71ff.;Heß, Räumung, S.97ff.

[41] Vgl. StA Würzburg, LRA Obernburg 14, Mitteilung des Regierungspräsidenten in Würzburg an die Landräte u.a. inMainfranken betreffs Freimachung der Westgrenze vom 2.12.1939. Zitiert nach Katja Klee, Im „Luftschutzkeller desReiches“. Evakuierte in Bayern 1939-1953. Politik, soziale Lage, Erfahrungen, München 1999 (Klee, Luftschutzkeller), S.32.

[42] Vgl. Klee, Luftschutzkeller, S. 31f.: „Der bayrische Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar für die WehrkreiseVII (München) und XIII (Nürnberg), Adolf Wagner, nennt in einem Schreiben an die bayrische Regierungspräsidenten vom26.10.1939 „einen Bergungsplan des Reichsministers des Inneren“, der auch die „zugedachte Belegung“ der einzelnenBergungsgebiete enthalten habe.“ (StA Würzburg, LRA Obernburg 14).

[43] Meldungen aus dem Reich, Band 2, S. 343-345, Bericht zur innenpolitischen Lage (Nr.2) vom 11.10.39. Zitiert nachKlee, Luftschutzkeller, S.32.

[44] Zahlen nach Klee, Luftschutzkeller, S.32.

[45] Klee, Luftschutzkeller, S. 27ff.

[46] Landau und der Nationalsozialismus, herausgegeben von der Stadt Landau in der Pfalz, Schriftenreihe zur Geschichteder Stadt Landau in der Pfalz. Band 10, S.318f.; Scherer, Karl/Linde, Otfried K./Paul, Roland: Die Heil- und PflegeanstaltKlingenmünster 1933-1945, Kaiserslautern 1998, S.47f.

[47] BArch R 5101 Nr. 23787: Schreiben Ludwig Diehl an Reichsminister für kirchliche Angelegenheiten in Berlin,19.Oktober 1939. Seelenzahl der Pfälzischen Landeskirche zum 17. Mai 1939 insgesamt: 592.075. D. h., knapp 15% derKirchenmitglieder wurden evakuiert. ZASP Abt. 1.1. Nr. 1281: Kirchliches Leben in Zahlen 1938.

[48] ZASP Abt. 1.1. Nr. 1280: Kirchliches Leben in Zahlen 1939. Die in Klammern aufgeführten Pfarrer begleiteten ihreGemeinden in die Evakuierungsgebiete.

[49] Vgl. LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562. Diese Akte enthält außerdem eine undatierte Liste über die Verteilungder pfälzischen „Rückwanderer“ auf die bayerischen Dekanate. Die bayerischen Pfarrer weisen allerdings in ihrenBerichten immer wieder auf die ungenauen Zahlenangaben hin, so dass wir von einer Veröffentlichung dieser Listeabsehen. Eine genaue Zusammenstellung muss weiterer Forschungsarbeit vorbehalten bleiben.

[50] Tagebuch von Maria Groh in Arbeitskreis Dorfgeschichte (Hrsg,), Zeitzeugen im II. Weltkrieg. Ommersheimererzählen, o.O. [Mandelbachtal] 2009, S.26-79. (Dorfgeschichte, Zeitzeugen). Unterwegs gestalteten manche mitevakuierteSeelsorger Gottesdienste im Freien. So hielt Pfarrer Karl August Weber aus Hornbach einen „eindrucksvollenFeldgottesdienst“ (Hornbach, Geschichte, S. 503).

[51] Die Quartierverteilung erinnerte „trotz aller organisatorischer Vorbereitung an einen orientalischen Sklavenmarkt“.Hudlet, Evakuierung, S. 8.

[52] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562, Geistliche Betreuung an Rückgeführten aus dem Westen (Baden und Pfalz).Die Akte enthält Berichte der Pfarrämter über die Betreuung der Evakuierten an die Dekanate sowie Berichte der Dekanatean den Landeskirchenrat München. Recherchen im Landeskirchlichen Archiv in Eisenach und im LandeskirchlichenArchiv in Magdeburg müssen der weiteren Forschung vorbehalten bleiben.

[53] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562.

[54] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562: Pfr. Hugo Schnell, Pfarramt Aschbach, an Dekanat Burghaslach, 23.Oktober 1939.

[55] Diejenigen, die ohne Berechtigungskarte heimkehrten, um sich Dinge aus dem Haushalt zu holen, oder die aus denEvakuierungsgebieten ohne Genehmigung in die Pfalz zurück kehrten, um der Heimat näher zu sein, wurden „wildeWanderer“ genannt.

[56] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562: Pfr. Ludwig Roth, Pfarramt Rödelsee an Dekanat Kitzingen, 5. Oktober1939.

[57] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562. Auch Ludwig Diehl bat in einem Schreiben vom 23. November an denLandeskirchenrat in München, Anzahl und Aufenthaltsorte von Rückwanderern zu ermitteln, genauso wie es bereits inThüringen geschehen sei. Einem Antwortschreiben des LKR in München vom 28. Dezember 1939 sollte ein Verzeichnisbeigelegt worden sein, das allerdings im Zentralarchiv nicht vorhanden ist. LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2563.

[58] ZASP Abt. 1.1. Nr. 1090. Hier zusammengefasster Bericht des Dekans Gilcher an den Landeskirchenrat. WeitereBerichte dieser Art in Akte vorhanden.

[59] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562.

[60] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562: Dekanat Pegnitz an Landeskirchenrat, München, 12. Oktober 1939.

[61] Pfälzer Evakuierte wurden als „Westwallzigeuner“, „Weißbrotfresser“ und „Halbfranzosen“ beschimpft, auch als„Faulenzerpack, das sich vom Staate ernähren lässt“ (LA Sp X 62 Nr.83 Bl. 133, zitiert nach: Huber, Rote Zone, S. 37)verachtet: Sie „hätten mehr beten müssen, dann hätten sie nicht fortgebraucht und weiter, die Grenzbevölkerung hätte sichmit den Franzosen besser halten sollen“ (Bericht des Justizinspektors Walter Volk aus Pirmasens, 26.190.1939, LA Sp J 1Nr.1226 Bl. 51r-51v, zitiert nach: Huber, Rote Zone, S.39).

[62] Paul Glass, Das vergessene Denkmal von Harmuthsachsen oder wie Waldkappel zu Beginn des 2. Weltkriegs vonevakuierten Saarländern überschwemmt wurde. Eine Spurensuche, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte undLandeskunde (ZHG), Band 117/118 (2012/13), S. 260.

[63] ZASP Abt. 1.1. Nr. 1090: Pfr. Kleis, Hof, an Landeskirchenrat Speyer, 30. November 1939.

[64] Mitteilung Suse Günther am 31.9.2013. Bei der Spenderin handelte es sich um die Großmutter von Heiner Schunck,dessen Vater in der Kriegszeit der Bürgermeister von Mauschbach war. – Die erste Strophe des Gedichtes hat Rudolf Kögel(1829-1896) verfasst und lautet: „Wir sind ein Volk, vom Strom der Zeit gespült ans Erdeneiland, voll Unruh und vollHerzeleid, bis heim uns holt der Heiland.
Das Vaterhaus ist immer nah, wie wechseln auch die Lose: |: Es ist das Kreuz von Golgatha – Heimat für Heimatlose. :|“Das Gedicht wurde vertont von Immanuel Erdle (1873-1907). Ganzer Text unterhttp://enominepatris.com/deutschtum/musik/index0.htm, Stand: 5.1.2014.

[65] Dorfgeschichte, Zeitzeugen, S.403

[66] Nicholas Williams, Grenzen der „Volksgemeinschaft“. Die Evakuierung 1939/40 in Deutschland und Frankreich, in:Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 60/2012, Saarbrücken 2013, S. 126.

[67] ZASP Abt. 1.1. Nr. 1090: Pfr. Blitt, Michelau, an Oberkirchenrat Hans Stichter, Speyer, 19. Oktober 1939.

[68] Vgl. ZASP Abt. 1.1. Nr. 1090: Pfr. Gilcher an LKR Speyer, 16. Nov. 1939.

[69] Vgl. ZASP Abt. 1.1. Nr. 1090: Pfr. Gilcher an LKR Speyer, 30. Nov. 1939.

[70] Vgl. ZASP Abt. 1.1. Nr. 1090: Pfr. Gilcher an LKR Speyer, 24. Nov. 1939; AEB (Archiv des Erzbistums Bamberg)Rep 60, Pfarrarchiv Rodheim Nr. 32: Berichte über die katholischen Rückwanderer in den Gemeinden Enheim, Gnodstadtund Martinsheim.

[71] Hans L. Reichrath, Ludwig Diehl. Kreuz und Hakenkreuz im Leben eines Pfälzer Pfarrers und Landesbischofs, Speyer1995, S.80 (freilich ohne Quellenbelege). Vgl. auch im Handbuch der pfälzischen Landeskirche im Nationalsozialismus,Franz Maier, Die Pfälzische Landeskirche und die Instanzen der Reichskirche. Dass die „aufopfernde seelsorgerlicheBetreuung“ der Evakuierten durch bayrische Pfarrer gelegentlich an Grenzen stieß, blieb im entsprechenden Dankschreibendes Pfälz. Landeskirchenrates im Oktober 1940 an den Bayrischen Landeskirchenrat unerwähnt (vgl. Documenta III,S.256; Seitenangabe hier und im folgenden nach der alten Ausgabe von 1960).

[72] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562.

[73] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562: Pfr. Roth, Pfarramt Rödelsee, an Dekanat Kitzingen, 5. Okt. 1939.

[74] Zitiert nach Blitt, Leben, S.22.

[75] AEB, Rep. 60, Pfarrarchiv Stadtsteinach, Nr. 296. Die Rückgeführten-Seelsorger der Diözese Speyer – 5. Verzeichnisvom 26. Januar 1940. Druck und Ausgabe: Bischöfliches Ordinariat Speyer/Rh., Abt. Wandernde Kirche. Die große Anzahlder katholischen Geistlichen ist wohl damit zu begründen, dass diese nicht zum Kriegsdienst eingezogen waren. – In der„Roten Zone“ verbliebene Pfarrer betrieben teilweise intensive Briefseelsorge. So hielt der katholische Pfarrer von St.Pirmin in Pirmasens in seinem Pfarrgedenkbuch St. Pirmin fest, „daß er während der Zeit der Rückwanderung von seinenGemeindegliedern nahezu 4000 Briefe und Zuschriften erhielt und selbst ebensoviele wieder verschickt habe undausserdem noch 15000 vervielfältigte Briefe.“ (zitiert nach Huber, Rote Zone, S. 36).

[76] Blitt, Tagebuch, S.22.

[77] Kirchenbote 1940 Heft 1 S. 4-5, Heft 4 S. 21 und Heft 7 S. 41-42. Vgl. auch Bergmann, Documenta, Band III, S.281-286 (dort auch weitere Berichte über das provisorische Zusammenleben der Evakuierten, ebd., S.244,290-299,304f.).

[78] ZASP Abt.1.1. Nr.1090: Ludwig Kleis, Hof, an LKR Speyer, 30. Nov.1939.

[79] ZASP Abt.1.1. Nr.1090: Jakob Kissinger, Kulmbach, an LKR Speyer,  4. Nov. 1939.

[80] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2562: Bericht des Dekans Christian Diegritz, Michelau, an LKR München, 13.Okt. 1939.

[81] Kirchenbote 1940, Heft 15, S.94-95.

[82] Auszüge aus der Klosterchronik der Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen. Freundlicherweise zur Verfügunggestellt von Elmar Kerner, AEB.

[83] Es gibt nur einen Hinweis auf eine Kriegstrauung im Tagebuch von Pfr. Blitt, vgl. Anm. 12.

[84] ZASP Abt. 45 Nünschweiler Nr. 15 (Taufregister) und Nr. 25 (Bestattungsregister).

[85] Gruber hatte es mit seinen Gemeindegliedern der Pfarrei Breitfurt nach Erfurt und Umgebung verschlagen. ZASP Abt.174 Nr. 5. Der Film wurde dem Zentralarchiv freundlicherweise von Karl-Heinz Weckler, Bexbach-Höchen, zur Verfügunggestellt.

[86] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2563.

[87] Ordentliche Vollsitzung am 1. April 1940, Referat G II, Oberkirchenrat Greifenstein.

[88] LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2563.

[89] Bereits im Schreiben vom 10. Dezember 1939 an den Landeskirchenrat in München regte der Dekan von Michelau an,dass die Betreuung der Rückwanderer durch Pfälzer Geistliche nur in Diasporagebieten stattfinden sollte. Seiner Meinungnach sollten die Rückwanderer allmählich unter Aufgabe ihrer kirchlichen Eigenheiten restlos eingegliedert werden.LAELKB Best. Landeskirchenrat Nr. 2563.

[90] Freundliche Mitteilung über Elisabeth Weinland, Breitfurt, von Anni Sandmeyer, geb. Brengel (Breitfurt), damals inBad Sulza untergebracht, und Rudi Weinmann (Böckweiler), in Aschersleben untergebracht.

[91] Über einen Zeitraum von nahezu 75 Jahren hält Anni Sandmeyer bis heute Kontakt zu Lilli Feißkorn in Thüringen.Hans Blitt (Speyer) wurde am 28. November 1939 in Hochstadt/Oberfranken geboren und an Heiligabend 1939 in der Ev.-luth. Kirche in Michelau getauft. Seine Patin wurde Alma Stamm, bei der die Pfarrfamilie Blitt in Michelau eine Bleibegefunden hatte. Bis zu ihrem Tod, ca. 1975, gab es mehrmalige gegenseitige Besuche. Auch heute noch zieht es Hans Blittimmer wieder nach Oberfranken. „Eigentlich sollte ich in einem Krankenhaus in Vierzehnheiligen zur Welt kommen, aberdas war meinem Vater nun doch allzu katholisch.“ (Mitteilung Hans Blitt 23.9.2013).

[92] Lagepläne und Skizzen der abzureißenden Häuser in den Gemeinden Contwig, Dellfeld, Dietrichingen, Rieschweiler,Stambach und Walshausen in LA Sp Best. H 46 (Bezirksamt Zweibrücken) Nr. 1129-1132,1134 und 1135, zitiert nachHuber, Rote Zone, S. 54. Die kleine Reisdorfer Gemeinde wurde gar bei der Heimkehr aufgelöst, da ihre Häuser fast alleabgerissen worden waren. Der größere Teil der Protestanten musste nach Böllenborn umziehen. ZASP Abt. 44 Dörrenbach-Oberotterbach Nr. 34. Jahresbericht 1940. Vgl. auch Uwe Mai, Ländlicher Wiederaufbau in der „Westmark“ im ZweitenWeltkrieg. Kaiserslautern 1993. Heinz-Walter Roth, Evakuierung 1939. In: Hornbach. Die Geschichte einer Stadt. o.O.,[2003], S. 502 (Hornbach, Geschichte).

[93] Herrmann, Freimachung, S. 79; zu den Wiederaufbau- bzw. Neuordnungsgemeinden insgesamt vgl. ebd. S.79ff., zu, derdurch diese Aktion stark zerstörten Gemeinde Steinfeld, Heß, Westwallbau, S. 100ff.; Engelsmann, Westwallzeit, S.258;Hans Peter Riefer, Der Wiederaufbau in den Jahren 1940/41. In: Oberotterbach, Geschichte, S.106ff.

[94] ZASP Abt. 8 Nr. 476: Jahresbericht Luthersbrunn 1940.

[95] Heß, Räumung, S. 101. In Steinfeld wurden von 352 intakten Wohngebäuden 139 abgerissen. Der Neuaufbau ließ aufsich warten: Bis 1944 waren lediglich nur zwei Anwesen neu gebaut worden.

[96] Mitteilung von Suse Günther am 16.11.2013 an Vf. FMH

[97] In Hornbach waren abzureißende Häuser mit einem roten Kreuz markiert, etwaig abzureißende mit einem roten Kreuz,das mit einem Kreis umrandet war. Bis heute kann man das „Bürckel´sche Kreuz“ noch links des Eingangs des Prot.Pfarrhauses sehen, das als eines der wenigen Häuser „aus einem unbekannten Grund verschont“ worden war, vgl.Hornbach, Geschichte, S.502. Hornbach war mit 496 abgerissenen Anwesen die durch die Wiederaufbauaktion Bürckelsam meisten betroffene Gemeinde und kann als Musterbeispiel gelten.

[98] Oberotterbach, Geschichte; S. 108.

[99] Belegt von Pfarrer Eugen Suess, Mitteilung Friedhelm Hans am 16.9.2013, vgl. Friedhelm Hans, Protestanten inSchweighofen von der Reformation bis zur Gegenwart: Schweighofen, Ein Dorf im Viehstrich 1311-2011, hg. V.Ortsgemeinde Schweighofen, [Lingenfeld] 2011, 269-283, bes. 277.

[100] Das Dorf Hilst sollte nicht mehr wiederaufgebaut und dem Truppenübungsplatz Bitsch zugeschlagen werden. Auchdie protestantische Kirche fiel der Abrissaktion zum Opfer. ZASP Abt. 8 Nr. 476.

[101] Bericht Pfarrer Theysohn am 27. Sep. 1944, ZASP Abt. 44 Luthersbrunn Nr.114.

[102] ZASP Abt.8 Nr. 476: Jahresbericht Luthersbrunn 1945; vgl. auch Engelsmann, Westwallzeit, S. 231. Dörrenbacherfanden Schutz im Rothöhlchenstollen, unter Lebensgefahr musste Wasser vom Dorfbrunnen zum Stollen getragen werden,der nur durch Kerzen und Hindenburglichter beleuchtet war.

[103] Theysohn spricht von Morgenandachten in zwei großen Stollen bei Erlenbrunn. ZASP Abt. 8, Nr. 476: Jahresbericht1945.

[104] ZASP Abt. 8 Nr. 101: Jahresbericht Neuburg am Rhein 1945.

[105] ZASP Abt. 8 Nr. 476: Jahresbericht Luthersbrunn 1945.

[106] Vgl. Helmut Tacke. Glaubenshilfe als Lebenshilfe. Probleme und Chancen heutiger Seelsorge, Neukirchen 1979, 2.Aufl., S.12.

[107] Mitteilung Max Krumbach am 5. Januar 2014.

[108] Frank Weber, Damit die Seele Ruhe finde vor dem Ende. Kriegserfahrungen und Seelsorge, in: Deutsches Pfarrerblatt2004, S.171-175.

[109] Am 2. April 2014 fand ein „Studientag für Beratung und Seelsorge“ in der Evangelischen Kirche im Rheinland statt,bei dem eine Arbeitshilfe für die Seelsorge an der Generation der Kriegskinder und Kriegsenkel vorbereitet werden sollte.

[110] Vgl. Wolfgang Drechsel, Lebensgeschichte und Lebens-Geschichten. Zugänge zu Seelsorge aus biographischerPerspektive, Gütersloh 2002; H. Radebold, Die dunklen Schatten unserer Vergangenheit. Ältere Menschen in Beratung,Psychotherapie, Seelsorge und Pflege, Stuttgart 2005.

[111] Fragebogen für Saarländer/innen anlässlich der Evakuierung der Einwohnerschaft von Ensheim-Saar nach Hessen,Thüringen und Bayern in den Jahren 1939/40, vgl. http://www.ensheim-saar.de/frabo03.pdf, Stand: 15.1.2014.

·                     [112] Das Projekt der Erforschung der Evakuierungen im Grenzgebiet während des Zweiten Weltkriegs läuft bis2015. Es soll mehrere Publikationen hervorbringen, denn das Thema ist in überregionaler Perspektive bisher kaumerforscht. Kontakt per E-Mail an: evakuierungen@uni-saarland.de sowie per Post an: Universität des Saarlandes,Historisches Institut, Forschungsprojekt Evakuierungen, Bau B 3.1, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken. Vgl.http://www.unisaarland.de/nc/aktuelles/artikel/nr/9711.html. Stand: 13.1.2014. 

[113] Olivier Forcade/Johannes Großmann/Rainer Hudemann/Fabian Lemmes/Nicholas Williams (Hg.), Evakuierungen imEuropa der Weltkriege – Les évacuations dans l´Europe des guerres mondiales-Evacuations in World War Europe, inVorbereitung.

[114] Der 2010 eröffnete Steinfelder „Westwallweg“ gibt Einblicke in die Geschichte der Region:  http://www.steinfeld-pfalz.de/aktuelles/details/article/steinfelder-westwallweg-seit-oktober-eroeffnet.html. Stand 22.2.2014. ZurErinnerungsarbeit an den einstmals militärstrategisch wichtigen „Otterbachabschnitt“ vgl.http://www.otterbachabschnitt.de/42150.html. Stand 22.2.2014.

[115] Rheinland-Pfalz will die Ruinen als Mahnmal an die verbrecherische Politik der Nationalsozialisten  und alsZeitzeugnis für die nächsten Generationen sowie als wichtigen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten:„In Rheinland-Pfalz befinden sich etwa 9000 der insgesamt über 20 000 Einzel-Anlagen. Das Land erhält vom Bund 25Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre [bis 2019, FMH], um sie zu sichern… und ist das erste Bundesland, das einesolche Vereinbarung mit dem Bund schließt.“ Zitiert nach http://www.rhein-zeitung.de/startseite_artikel,-Vom-Nazi-Bauwerk-zum-Mahnmal-Westwall-soll-erhalten-bleiben-_arid,1099885.html (28.1.2014), Stand22.2.2014.

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