Ein Leben im Widerspruch
Marc Prowe
16 Raith Crescent, Kirkcaldy, Fife KY2 5NN
„Panzer“ und „Galle“: Zwei vielsagende Rufnamen, auf die Karl Handrich bis zuletzt stolz war. [1] Ein starker, kämpferischer Mann in Stimme und Charakter; seine Jugendzeit prägte ihn: Galle – für ihn war die Evangelische Jugendbewegung grundlegend – sie gab ihm Bibel, evangelische Identität und bündische Ideale: Unabhängigkeit der Jugend, verbindliche Freundschaft, Ablehnung alles Bürokratischen und Bürgerlich-Spießigen; Handrich selbst beschreibt sie als „Synthese aus einem romantischen Nationalismus und einem ebensolchen Sozialismus, die ihre Krönung im Christentum finden sollten“. [2]
Er war 1926 bis 1934 im „Bund Deutscher Bibelkreise“ in Ludwigshafen [3]; dort rang er gegen „pietistische Fesseln“ [4]. Handrich hat die Bewegung Deutsche Christen „zuerst instinktmäßig, und später theologisch radikal … abgelehnt“. [5] Handrich beschrieb sich selbst als Anhänger Hitlers in den Jahren 1928 bis 1930 [6], er absolvierte paramilitärische Einsätze [7], „um Auswüchse zu verhindern und um nicht der deutschen Glaubensbewegung das Feld zu überlassen. In der Meinung, dass in der Armee die echten konservativen Elemente unseres Volkes vorhanden seien … hatte ich vor Reserveoffizier zu werden“ [8]. Ab April 1933 war er per Zwangsbeitritt [9] in der SA [10], diesen liquidierte er Juli 1934 [11], er lehnte gegen Landesbischof Diehls Aufforderungen 1935 und 1937 den Wiedereintritt ab. [12] [13]
1935 entschied sich Karl Handrich zum Theologiestudium – gegen die Warnung der Pfälzischen Kirchenleitung [14], gegen den Unwillen der Familie, gege“ die Meinung der meisten Bekannten, er sei „verrückt“ [15]. Ausschlaggebend für ihn war Karl Barths „Theologische Existenz heute!“ (25.6.1933)[16]. Handrich studierte Theologie an der Universität Heidelberg ab Wintersemester 1935/36 bis Sommersemester 1939 (Einberufung zu Kriegsbeginn), das Erste Examen legte er Ostern 1940 ab. Er war Mitglied und Obmann des Studentenkreises der Bekennenden Kirche [17], diese übergossen Vertreter von DC-Theologie mit „Karl Barthscher Lauge“ [18]; dieser Kreis unterstand direkt der Vorläufigen Leitung der BK. Prof. Theo Odenwald war Dekan, „ein DC“ [19]; dieser pflegte einen Stammtisch mit der Gestapo, wobei er diesen Männern einbleute: „Lossen mer mei Bu’ in Ruh’, geht mer denne net noch!“ [20] Dies schien den BK-Kreis vor Übergriffen und Verfolgung zu schützen.
Es gab Zusammenarbeit mit der kirchlich-theologischen Sozietät in Württemberg [21], illegale Seminare [22], und Handrich stand auf Seiten der „Dahlemiten“, ab 1936 mit Thielicke. Für Handrich war das Studium die Teilnahme am Kirchenkampf, doch er beschrieb sich später als „befangen in der Anschauung es handle sich nur um einen Kampf der Kirche um die Freiheit ihrer Verkündigung im totalitären Staat. Die Erkenntnis dass der Kampf der Kirche ein Kampf um die Freiheit und das Recht des Menschen überhaupt, und nicht nur kirchlich, sondern auch politisch hätte sein müssen, war mir versagt und wurde abgesehen von Ansätzen (…) auch in der BK nicht betätigt. Das aber gehört zu dem großen schuldhaften Versagen, dessen auch ich mir bewusst bin.“ [23]
Als 1936 der „Herxheimer Kreis“ sich als theologischer Arbeitskreis zusammentat [24] mit wöchentlichen Treffen im Pfarrhaus von Karl Wiedmann, war Karl Handrich ein Mitglied. Als solches kritisierte er heftigst die Mehrheit der Pfarrbruderschaft, die kompromissbereit und „stets auf Einheit bedacht“ [25] war. Er fand, dass diese „faktisch das bestehende deutsch-christlich-konsistoriale System“ anerkannte [26]. Die Mitglieder des Herxheimer Kreises beschlossen am 9.4.1937 die sechs Sätze der Barmer Theologischen Erklärung als verpflichtend für ihre Verkündigung wie für ihr gesamtes kirchliches und kirchenpolitisches Handeln. Handrich unterzeichnete den „Ruf zur Sache der Kirche heute“ mit anderen [27], er trug die „Rote Karte“ der BK [28] seit Juni 1937 [29]. Die Gestapo erwartete, dass eine Botschaft der BK am 29.8.1937 in Gottesdiensten den Gemeinden mitgeteilt würde und überwachte diese. Handrich predigte in Leistadt „und wurde auffällig, indem er u.a. sagte ‚Die polit. Bewegung stört den Frieden der Kirche’ u. ‚Die Deutsche Glaubensbewegung ist Abgötterei’.“ [30] Für den Gottesdienst in Leistadt am 12.9.1937 wurde vermerkt: „Handrich habe eine ‚ausgesprochene Hetzrede’ gehalten.“ [31] Handrich hatte in den Abkündigungen verlesen, dass der Staat in Finanz- und Personalverwaltung sowie Fürbitte und Kollekten für gefangene Pfarrer eingriff: „114 Pfarrer verhaftet, 31 Pfarrer ausgewiesen, 11 sind von ihren Ämtern suspendiert und 26 haben Redeverbot. So wie die Gemeinde vorhin Fürbitte für diese leidenden Brüder getan hat, ist es ihr um Christi willen aufgetragen weiterhin Fürbitte zu tun. Auch im persönlichen Gebet.“ [32] Daraufhin wurde Handrich am 2.10.1937 vernommen [33] und verteidigte sich mit seiner Begeisterung für Hitler als Schüler und mit seiner Zeit in der SA. [34] Als A. Heim am 11.11.1937 Papiere der Evangelischen Bekenntnissynode und einen Vortrag von OKR Schieder (Nürnberg) an Handrich schickt, beginnt die Gestapo Ermittlungen; der Vorgang geht nach Berlin. [35]
Handrich spricht der Pfarrbruderschaft das Recht ab, BK gewesen zu sein, und meinte nicht, dass es in der Pfalz einen „Kirchenkampf“ gegeben hat. „Aus Anlass der Reichstagswahl April 1938“ [36], schrieb er, „ließ D. Stempel aus Gründen der politischen Opportunität die Fürbitte für die gefangenen Pfarrer einstellen, die sogar Bürckel genehmigt hätte!“ [37] Handrich war enttäuscht dass so weder „Barmen“ noch „Dahlem“ zum Pfälzer Kirchenkampf gehörten, „noch dass eine persönliche Gemeinschaft vorhanden war, die in der inneren und äußeren Anfechtung getragen hätte“. [38]Handrich beschrieb Verkündigung in der Pfalz dieser Jahre als die „eines individualistisch verkürzten und mit nationalen Beigaben vermischten Evangeliums“ [39] und meint, dass die „Pfarrer predigten, …was mehr zur Festigung des Dritten Reiches beitrug wie die ganze Goebbelspropaganda …, hunderte von Gemeindegliedern deshalb zur Partei gingen … und deshalb auf der Straße liegen, während die betr. Pfarrer noch in Amt und Würden sind!“ [40] Handrich schrieb, dass die Pfälzer Pfarrbruderschaft klare Entscheidungen „umging und neutralisierte“ [41]; er fühlte die „Barmer“ und „Dahlemiten“ von der Pfarrbruderschaft „allein und sich selbst überlassen“ [42], mit der Preisgabe der Fürbitte als Endpunkt. Die Mitglieder des Herxheimer Kreises schlossen sich direkt der BK im Reich an, aber 1938 löste die Gestapo den Herxheimer Kreis auf. [43] Gegen Handrich begann im April 1938 ein „Verfahren wegen Vergehen gegen das Heimtückegesetz“ in Frankenthal, am 16.5.1938 erklärte Handrich seinen Austritt aus der Pfarrbruderschaft und schickte seine rote Karte zurück, ohne Angabe eines Grundes. [44]
Drei Tage zuvor war das Verfahren gegen ihn eingestellt worden aufgrund des Straffreiheitsgesetzes vom 30.4.1938. [45] Seine Überwachung hielt aber an. [46] Ab Sept. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, aber hielt weiter Gottesdienst und predigte in Uniform auch zu Hause als Zeichen, dass er „sich auch als Soldat und Offizier zu dem Juden Jesus Christus und seiner Kirche bekannte“. [47]Gegen ausdrückliches Verbot hielt Handrich in der Truppe Gottesdienst und predigte in Uniform und sooft er konnte. [48] Am 14.12.1940 heiratete er Wilma, geborene Stölzle, eine sehr lebenstüchtige Frau, die vollkommen an seiner Seite stand. Im Frühjahr 1943, während einem Genesungsurlaub nach der dritten Verwundung, wurde er durch seine Freundschaft mit Thielicke Mitwisser an Vorbereitungen die zum Attentat des 20.7.1944 führten. Thielicke (als einer der theologischen Berater Goerdelers) und damit Handrich blieben danach unentdeckt. Am 23.7.1944 wurde Handrich in Pirmasens durch Dekan Knieriem ordiniert.
Zurück aus Krieg und Gefangenschaft im September 1945 fand Handrich als Assistent bei Thielicke in Tübingen Arbeit, 1947 bis 1954 als Pfarrverweser in Niederkirchen bei Kaiserslautern, dann bis 1962 Pfarramt in Speyerdorf und bis zur Pensionierung 1972 in Lachen-Speyerdorf.
Mitte Oktober 1945 ergriff Handrich die Initiative, den Nachfolger des Herxheimer Kreises zu gründen, am 14.11.1945 kam diese „Kirchlich-Theologische Arbeitsgemeinschaft der Pfalz“ (kurz KTA) zustande. Ziel war ein theologischer Neuanfang jenseits der kirchlichen Lager [49], eine offene Einladung an alle, aber mit „Barmen“ als theologischer Grundlage. Weg von „anthropozentrischer Ausrichtung“, hin zum Wort Gottes und seiner Wirksamkeit. Verschiedene Schriften verschickte Handrich an alle Pfarrer der Pfalz [50], erklärte „Barmen“ [51], entwarf mit KTA-Mitgliedern eine „Denkschrift“ – hier sollte die KTA ein „Akt der Busse“ [52] sein mit Erneuerung von Bekenntnis (Barmen) und Botschaft der Landeskirche, Neuordnung der Kirche vom neugestalteten Gottesdienst her, mit Erneuerung der politischen Predigt, weg von einer „Pastorenkirche“, hin zur „Gemeindekirche“ [53]. Dies war eine alternative Vision von Kirchenregiment: nicht Landeskirchenrat, nicht Pfarrer, sondern Christus sollte das Haupt der mündigen Gemeinde sein. Es war ein Ruf nach geistlich-theologischer Leitung, nicht bürokratisch-funktioneller. Hier sollte die „unfertige Reformation“[54] mit Barmer weiter verfolgt werden. Persönliche Freundschaften mit Martin Niemöller, Karl Barth u.v.a. blühten [55].
„Galle“/ „Panzer“: Karl Handrich mag scharfe Worte verschossen haben, aber sein besonderes Charisma in Zeiten tiefster Anfechtung war seine theologische Klarheit, wenn andere mittels Kompromissen und persönlicher Beziehungen Befriedung erhofften.
Der Text erscheint in gekürzter und überarbeiteter Form im für 2015 geplanten „Handbuch der Evangelischen Kirche der Pfalz im Nationalsozialismus“ (Arbeitstitel). Zur Veröffentlichung vorgeschlagen von Frank-Matthias Hofmann, Johanna-Wendel-Straße 15, 66119 Saarbrücken.
[1] Eindrücklich so als er bereits auf seinem letzten Krankenbett lag, in Gegenwart seiner Frau und tüchtigen Mitstreiterin Wilma.
[2] Karl Handrich in einem Brief 27.11.1974 an D. Wilhelm Niemöller, Zentralarchiv der EKHN.
[3] Handrich beschreibt die Reichsromantik Friedrich Hielschers als wichtigen Einfluss im Bibelkreis.
[4] Karl Handrich in einem Brief an Kronauer 26.10.1969, Zentralarchiv der EKHN.
[5] Karl Handrich in einem Brief an Kronauer 26.10.1969, Zentralarchiv der EKHN.
[6] Schulzeit am humanistischen Gymnasium. Nach Karl Handrichs eigener Biografie 1951, aus dem Nachlass Handrich.
[7] April-Sept. 1933 Freiwilliges Werkhalbjahr für Abiturienten in Bethel, Bodelschwingh’sche Anstalten (Arbeitsdienst mit Wehrsport), 1934-35 freiwillig Soldat im NSBO: Soldat der Reichswehr, die Hitler gegen die Vereinbarungen des Versailler Vertrages aufstockte.
[8] Laut Karl Handrichs eigener Biografie 1951, aus dem Nachlass Handrich.
[9] Von Wintersemester 1933 bis Sommersemester 1934 Studium von Geschichte und Germanistik in Heidelberg; laut seiner Biografie 1939 für den Landeskirchenrat.
[10] Der Zwangsbeitritt wurde am 20.4.1933 vom Hochschulamt vollzogen: Sturm 38/110 in Heidelberg(Studentensturmbann), laut Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo über Karl Wilhelm Handrich – seineStellungnahme: 2.10.1937 (Vernehmung).
[11] Laut Karl Handrichs eigener Biografie 1951, aus dem Nachlass Handrich. Aber laut seiner Biografie von 1939 für den Landeskirchenrat liquidierte er den SA Zwangsbeitritt erst im Oktober 1934.
[12] Karl Handrich, Pfingsten 1972, aus dem Nachlass Handrich. Landesbischof Diehl sagte laut Handrich: „Es schadet ihrer Karriere, wenn Sie nicht in die SA gehen!“
[13] Karl-Georg Faber, Überlegungen zu einer Geschichte der Pfälzischen Landeskirche unter dem Nationalsozialismus, in: BpfKG 41 (1974), 29-58; S. 39: Landessynode beschloß März 1934 die Zulassung zum Theologiestudium an Ableistung des Arbeitsdienstes, diejenige zum theologischen Examen an die Zugehörigkeit zur SA oder anderer NS-Organisation zu binden.
[14] Laut Karl Handrichs eigener Biografie 1951, aus dem Nachlass Handrich.
[15] Karl Handrich in einem Brief an Dr. Hartmut Ludwig (Berlin) vom 10.10.1977, Nachlass Handrich.
[16] Predigt Karl Handrichs vom 14.9.1980, aus dem Nachlass Handrich.
[17] Mitglieder dieses BK-Studentenkreises mit Karl Handrich: Kurt Wiegering, Hans Werner Bartsch, Philipp Vielhauer, Lothar Rabenschlag, Werner Kohleig, von der Badischen Sozietat: Hans Kaiser, Rudolf Dendler; laut Karl Handrich in einem Brief an A. Kuby vom 25. 11. 1949, Nachlass Handrich.
[18] Karl Handrich in einem Brief an Kronauer vom 26.10.1969, Zentralarchiv der EKHN.
[19] Karl Handrich, Brief an Roland Stichter vom 8. 1. 1946, aus dem Nachlass Handrich.
[20] Karl Handrich, Brief an Bergmann vom 27. 12. 1945, aus dem Nachlass Handrich.
[21] Goes, Fuchs, Metzger, Bizer, G. Weber erwähnt Handrich namentlich.
[22] Illegale Seminare geleitet von Hermann und Harald Diem, Paul Schempp, Ernst Wolf, Steck, Thurneysen; laut Karl Handrich.
[23] Laut Karl Handrichs eigener Biografie 1951, aus dem Nachlass Handrich.
[24] Innerhalb der Pfalzischen Pfarrbruderschaft, als Reaktion auf die Bildung der „Kirchenausschüsse“, vgl. Faber , Karl-Georg: Überlegungen, S 49.
[25] Faber, Karl-Georg: Überlegungen, S. 46; S. 47: Groß, Wilhelmy und Wiedmann übten kompromisslosen Widerstand gegen das deutsch-christliche Kirchenregime.
[26] Karl Handrich an den Evangelischen Pressedienst der Schweiz am 6. 11. 1946, in der Sammlung Ludwig und Nachlass Handrich; und auch Faber, Karl-Georg, Überlegungen, S. 49.
[27] Beschlossen am 9.4.1937, in Pirmasens unterzeichnet mit K. Wiedmann, Jacob, W. Emrich, W. Bechberger, Fritz Roos, F. Mann, K. Rumpf, K. Engel, K. Esselborn, J. Kessler, F. Cherdron, K. Risch-Ulmet, K. Reich, Franz, Schmidt, Theyson, M. Arnold, Lene Frenzel, Hans Schlimmer, R. Schlarb, Kissel, Wilhelmy, K. Böbinger, A. Müller, Elsa Emrich, Fr. Kerth, Irmgard v. Bistram.
[28] Karl Groß, Erinnerungen, S. 136.
[29] Laut Karl Handrichs eigener Biografie 1951, aus dem Nachlass Handrich.
[30] Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo über Karl Handrich; Akte belegt die Überwachung vonGottesdiensten/Predigten durch die Gestapo und ihre Helfer vor Ort. Abschrift eines Schreibens der Gendarmeriestation BadDürkheim, 4.9.1937.
[31] Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo: “Denunziation (24.9.1937)”.
[32] Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo: Konzept der Predigt vom 12.9.1937, hier: Abkündigungen.Voller Text: „Der Gemeinde ist bekanntzugeben, dass neue Not über die Kirche hereingebrochen ist: Es ist der Kirche verbotenworden, die Namen derer bekanntzugeben, die aus der Kirche austraten und damit vom christlichen Glauben abfallen. DieVerwaltung der Finanzen der Kirche, die der Verkündigung des Evangeliums dienen, sind der Kirche aus der Hand genommenund ganz in die Hände des Staates gelegt worden. Obwohl der Kirche die Freiheit der vom Führer angesagten Zahl zurGeneralsynode zugesagt worden ist, darf keine Wahlaufklärung der Gemeinde mehr stattfinden. Ebenso ist die Verwaltung derKirche fast ganz in kirchenfremde Hände übergegangen. Die Fürbitte und die Kollektensammlung für die ausgewiesenen undgefangenen Pfarrer ist verboten worden. Weil das ein Eingriff des Staates in die Kirche ist, die allein Eigentum Jesu Christi istund ihm allein zu dienen hat, durch den kirchenfremde Kräfte Herren der Kirche geworden sind, muss die Kirche um ihresAuftrages und ihres Bekenntnisses willen Einspruch erheben. Aus diesem Grunde sind z. Zt. 114 Pfarrer verhaftet, 31 Pfarrerausgewiesen, 11 sind von ihren Ämtern suspendiert und 26 haben Redeverbot. So wie die Gemeinde vorhin Fürbitte für dieseleidenden Brüder getan hat, ist es ihr um Christi willen aufgetragen weiterhin Fürbitte zu tun. Auch im persönlichen Gebet. Wirwollen uns dabei alle an Gottes Wort 1. Petrus 4,12-19 halten.“
[33] Ich erinnere mich wie er und Wilma im Interview das gefürchtete Gestapo Gebäude in Neustadt beschrieben.
[34] Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo: Stellungnahme: 2.10.1937 (Vernehmung).
[35] Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo: “Beschlagnahme eines Schreibens des Missionars A. Heim,Kaiserslautern, an Handrich, 11.11.1937, mit Anlage einer staatsfeindlichen Druckschrift der ev. Bekenntnissynode im Rheinlandvom 26.10.1937 und einen Abzug des Vortrages von OKR Schieder, Nürnberg, über „ist die ev. Kirche auf dem Wege nachRom?“; Briefsendung wurde beschlagnahmt, Ermittlungsverfahren eingeleitet. Vorgang geht an die Geheime Staatspolizei,Geheimes Staatspolizeiamt in Berlin mit ausführlichen Angaben zur Person Handrich“.
[36] Karl Handrich in einem Brief an Roland Stichter vom 8.1.1946, Nachlass Handrich.
[37] Karl Handrich in einem Schreiben vom 23.11.1948 an die KTA fur Deutschland, Sammlung Ludwig und Nachlass Handrich; siehe auch Faber, K-G, Überlegungen, S. 53-54.
[38] Karl Handrich an Roland Stichter, 8.1.1946, Nachlass Handrich.
[39] Karl Handrich an den Evangelischen Pressedienst der Schweiz am 6.11.1946, in der Sammlung Ludwig und Nachlass Handrich.
[40] Karl Handrich in einem Brief an Richard Bergmann vom 22. 3. 1948, Nachlass Handrich.
[41] Karl Handrich an Roland Stichter, 8. 1. 1946, Nachlass Handrich.
[42] Karl Handrich an Roland Stichter, 8. 1. 1946, Nachlass Handrich.
[43] Karl Handrich in einem Schreiben vom 23.11.1948 an die KTA für Deutschland, Sammlung Ludwig und Nachlass Handrich.
[44] Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo: Handrich an Pfälzische Pfarrbruderschaft (Lic. Groß),16.5.1938: „Austrittserklärung und Antwort von Groß (Befremden über keine Angabe des Grundes…) wurden abgefangen,abgelichtet, dann Briefsendung wieder in den Postverkehr.“
[45] Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo: Verfügung der Gestapo Neustadt, 13.5.1938.
[46] Landesarchiv Speyer H 91 Nr. 3730 – Akte der Gestapo: Belege bis 1939.
[47] Karl Handrich, Predigt, 14.9.1980, Seite 10, Zentralarchiv der EKHN.
[48] Karl Handrichs Biografie von 1968, Seite 2, Nachlass Handrich.
[49] Gemeint sind „Liberale“/ „Rationalismus“ und „Positive“/ „Pietismus“
[50] Laut Karl Handrich in einem Brief an Köhler vom 19.10.1945, Sammlung Ludwig und Nachlass Handrich.
[51] Karl Handrich, Das Barmer Bekenntnis. Versuch einer Entfaltung für die Gemeinde, 1946.
[52] „Denkschrift“ der KTA Pfalz (Arbeitskreis Ludwigshafen), Seite 4. Bibliothek des Archivs der EKP unter der Signatur K 10003.
[53] Eine erste Materialerschließung findet sich in: Marc Prowe, Von der Pastorenkirche zur Gemeindekirche, Teil 1 bis 4, in: Pfälzisches Pfarrerblatt Nr.12, Dez.2004, S.437ff, Nr.1, Jan.2005 – Nr.3, März 2005.
[54] Begriff von Pfr. Otto Kammer, Griesheim bei Darmstadt, in einem Brief vom 28.12.2004 an Pfr. Frank-Matthias Hofmann.
[55] „Sein Gästebuch liest sich wie das ‚Who is who?’ dieser Zeit“ (1940-1980). Frank-Matthias Hofmann, „Haben Sie denn schon gedient?“ – die theologische Existenz des Pfälzer Pfarrers Karl Handrich…, in: Pfälzisches Pfarrerblatt Nr.12, Dez.2004, S.437ff.
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