Frank-Matthias Hofmann
Johanna-Wendel-Straße 15, 66119 Saarbrücken
Jörg Rauber (Hg.), Kirche der Freiheit gestalten. Herausforderungen für Gemeindeberatung und kirchliche Organisationsentwicklung, Neukirchen-Vluyn 2013, 288 Seiten, 39 Euro
Mit ihrem Impulspapier „Kirche der Freiheit“ hat die EKD im Jahr 2006 ein breites Interesse entfacht. Vielfach wurde es als Startsignal zu einer überfälligen Reform der evangelischen Kirche verstanden. Reformüberlegungen haben jedoch nicht erst mit dem Impulspapier begonnen. Auch vorher schon suchten Gemeinden und Leitungsorgane nach Wegen, bei sich verändernden Rahmenbedingungen lebendige Volkskirche zu bleiben. Mit der Gemeindeberatung und der kirchlichen Organisationsentwicklung stellten Kirchenleitungen den Presbyterien dazu eigene landeskirchliche Dienste an die Seite. Wenn nun ein Buch aus der Sicht dieser Organisationsberatung auf den Reformprozess der „Kirche der Freiheit“ schaut, dann ist eine kritisch-konstruktive Wahrnehmung dieses Impulses von 2006 zu erwarten. Und die verspricht Herausgeber Jörg Rauber, Vorsitzender der Rheinischen Arbeitsgemeinschaft für Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung. Lediglich neuen Wein in alte Schläuche zu füllen, sei bekanntlich schon Jesus suspekt gewesen, schreibt Rauber. Nachhaltige Veränderungen könnten nur mit einem ehrlich gemeinten Mentalitätswandel einhergehen.
Ob der Wandel mit dem Impulspapier eingetreten ist, beantworten weder Rauber noch die anderen Autorinnen und Autoren, dazu ist der Prozess auch nicht weit genug fortgeschritten. Sie bieten aber zahlreiche Einzelanalysen, mit denen die Leserinnen und Leser nicht nur das Papier, sondern auch die Strukturdebatten in einzelnen Landeskirchen besser bewerten können.
Aus rheinischer Sicht laden dazu besonders vier Praxisbeispiele aus der eigenen Kirche ein, mit denen das Buch schließt: der Qualitäts-Check für die Gemeindearbeit, das Werkzeug des Strukturatlasses, die Ehrenamtsstudie der Saarkirchenkreise sowie die strukturierten Mitarbeitendengespräche für Pfarrerinnen und Pfarrer im Kirchenkreis Trier.
Der frühere Präses Nikolaus Schneider hat den Reformprozess in einem einführenden Grundsatzartikel als „kräftigen Impuls gegen die Depressionsspirale der ständig neuen Kürzungswellen“ beschrieben. Impulse müssen aber auch geerdet werden. Deshalb tut eine Bedenkzeit gut. In der ist Raubers Buch eine geeignete Lektüre.
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