Sehnsucht nach geliebten Menschen

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Dr. Ludwig Burgdörfer
Ebernburgstraße 14, 76829 Landau

1. Sehnsuchtsarbeit

Trauer ist Arbeit. Schwerstarbeit. Sehnsuchtsarbeit. Wer trauert, ist schwer beschäftigt, hat alle Hände voll zu tun. Alle Kraft und Energie fließen in diesen Prozess. Wenn nichts mehr ist, wie es war, ist vorerst nichts mehr leicht. Und wenn die Beerdigung vorbei ist und die Anteilnahme abnimmt, wenn für die Umgebung die Normalität des Alltages wieder begonnen hat, dann bricht die Einsamkeit herein ins Trauerhaus. Und dann scheint die Mauer der Trauer unüberwindbar und wie ein Gefängnis zu sein.

Zudem kommt es bei den Trauernden zu großen Berührungs- und Begegnungsängsten. Es ist nämlich ziemlich gefährlich auf andere, unversehrte Ahnungslose zu treffen, die nicht wissen, was sie sagen und tun sollen und darum meist aus lauter Unsicherheit ganz furchtbar falsche Dinge sagen und tun, nur um sich in Sicherheit zu bringen, nur um zu fliehen, nur um nicht zu sehr verwickelt zu werden. Und so ist es kein Wunder, dass Trauernde insgeheim zu der Überzeugung gelangen, niemand könne sie verstehen, niemand wirklich ahnen, was sie erleiden und durchschmerzen müssen. Hinter der Trauermauer versteckt, gefangen und geschützt zugleich, empfinden Trauernde ihr unvergleichliches Schicksal als ein  Geworfensein in die Einsamkeit.

Die Einsamkeit aber ist ein Raum, in dem allerhand sehnendes Suchen Platz ergreift. Noch ist der Gestorbene nicht wirklich gegangen. Alles erinnert noch an ihn: Die Kleider sind noch da, sein Geruch, seine tausend Dinge des Alltages. Überall Fingerabdrücke eines Lebens, das jetzt so merkwürdig unwirklich entschwunden und doch noch spürbar nahe ist. Bei jedem Heimkommen und Aufschließen geht irgendwie die Erwartung eines Wiedersehens mit einher. Merkwürdige Geräusche im Haus tun so, als wäre da jemand. Und tatsächlich können manche Trauernde davon berichten, dass sie den Eindruck hatten, sie oder ihn draußen im Garten oder auf dem Balkon gesehen zu haben. Und in den Träumen begegnen sie sich – beinahe, immer beinahe. Es kommt immer wieder zu fast geglücktem Berühren und Ansehen und Zusammensein – und doch platzt der Traum immer in der letzten Sekunde.

All diese Phänomene, die ein vitaler und gesunder Teil des Trauerweges sind, führen dazu, dass die Sehnsucht nach dem geliebten Verlorenen immer größer und mächtiger wird. Ja man muss sogar sagen, dass diese Sehnsucht mit der Länge der Zeit nicht abnimmt, sondern eher wächst, weil die Endgültigkeit immer mehr dominiert und Platz ergreift und dadurch die Spannung, das Sehnen, das Vermissen immer mehr wächst und sich verfestigt. Trauernde hören nie damit auf, nie ganz, nie sind sie fertig damit.

Meine Großmutter Katharina hat bis zu ihrem Tod auf den geliebten vermissten Sohn gewartet. Und das noch 40 Jahre nach Kriegsende. Die Trauer kann nicht aufhören zu sehnen und zu suchen, weil sie das Abbild, das Echo der Liebe ist. Und wo Liebe ist, da kann der Tod nicht trennen.

2. Liebeskummer

Trauer ist ja Liebe. Nichts anderes. Nur wer lieb hat, liebt über den Tod hinaus. Trauer ist nichts anderes wie lieber Kummer, Trauer ist Liebeskummer. Menschen, die sich miteinander vertraut gemacht haben, trauern, weil sie einander loslassen müssen, gehen unter, fallen in die Trauer. Und: es sterben immer beide. Der eine stirbt hinüber in eine andere Welt, von der wir – vorerst – nicht wissen, wie sie ist, und der andere stirbt herüber in seine, die – vorerst – keine mehr ist. Trauernde Liebe ist besonders intensive Liebe. Sie tut so weh, wie sie wahr ist. Ihre Unerträglichkeit ist genau so groß, wie das Wunder der Gemeinschaft es gewesen ist. Wer also unsäglich leidet an seinem Schmerz, fühlt genau dem Gefühl entlang, dass sich bewährt hat und bewahrt werden will.

Darum gebührt der Trauer das höchste Maß an Achtung, an Respekt, Diskretion, Achtsamkeit, Wertschätzung. Wer liebevoll ist und darum trauervoll hat einen Anspruch auf allerhöchste Rücksicht und Vorsicht und Umsicht und Nachsicht. Und weil man es ihm sowieso nicht recht Recht machen kann, weil es nichts Rechtes mehr gibt vorerst, sollten alle gut gemeinten hilflosen und hilfsbereiten Versuche unterbleiben, Trauernden zu nahe zu treten, sie zu kommentieren, ihnen Urteile zuzumuten, Zeitpläne zu machen, drängende und bedrängende Erklärungen zuzumuten, Fluchtvorschläge anzupreisen, Abkürzungen vorzuschlagen, Ablenkungen aufzuschwätzen.

Trauernde stehen unter besonderem Schutz. Sie umgibt eine Zone der Unantastbarkeit. Sie zu überschreiten ist ein Attentat und wird mit langer Haftung bestraft, weil das haften bleibt, lange nicht mehr weggeht, davon frei zu kommen, ist fast unmöglich. Nur wer die Sehnsucht der Trauernden als deren Hoheitsgebiet anerkennt und nicht ungebeten betritt, kann zu einem Wegbegleiter werden. Alle anderen werden draußen bleiben müssen. Sehnsüchtige Trauer duldet keine Vertröstung und keine oberflächlichen Richtigkeiten. Nur der Schmerz und die wunde Wunde wollen würdig gewürdigt sein. Vernarben und Verheilen geht nur im Schutzraum unaufdringlicher Sehnsuchtsachtsamkeit.

3. Verrücktheit

Trauernde Menschen sind verrückt! Ihre Welt ist mitsamt ihren Koordinaten untergegangen. Und nichts steht mir an seinem Platz. Alles rückt woanders hin. Verrückt sein ist also unvermeidlich, im Sinne von völlig neben der gewohnten und geübten Spur. Spurlos verschwunden ist jede Sicherheit, jedes souveräne „gewusst wie!“ Darum brauchen Trauernde Schutzräume und Hoheitsgebiete, brauchen Verschonung und zugestandene Eigenartigkeit bis auf Weiteres nichts Heiteres.

Wenn dann der Trauerweg allerlei Hürden, Umleitungen, Irrwege, Rückfälle und Etappen siege hinter sich hat, dann irgendwann kommt der sehnende, suchende Trauermensch langsam wieder auf die Welt. Und dann fangen sie ganz neu an, das Leben wieder einzuüben, auszubalancieren ohne den Anderen, sich selbst als ausreichenden Grund ernst nehmen, tatsächlich noch auf dieser Seite der Wirklichkeit zu sein.

4. Der Emmaus-Sehnsuchtsweg

Die Emmausjünger, Lukas 24 stehen Modell für einen klassischen Trauerweg. Sie begehen ihn mit Hingabe und Entschlossenheit ohne Abkürzung und ohne irgendwo stehen zu bleiben. Ihre Trauer wird nicht zur pathologischen Starre, sondern zum langen Weg vom Leben weg und zum Leben zurück. Deshalb ist die Geschichte wunderbar geeignet, um den Sehnsuchtsweg der Trauer zu markieren.

Die wichtigsten Merkmale sind:

– es ist gut, nicht alleine zu trauern, laufend zu trauern, im Dialog zu trauern.

– Wer trauert. ist oft von Blindheit geschlagen, was Nähe und Hilfe und Begleitung betrifft.

– Wer trauert, will gefragt werden und dann reden dürfen ohne gleich belehrt zu werden.

– Wer trauert, darf ausführlich und erregt wiederholen, was passiert ist.

– Trauernde brauchen genügend Raum für Klage.

– Sinnlosigkeit, Resignation, Vorwurf, Enttäuschung sind ein Menschenrecht der Trauer – trotz Ostern.

– Wer trauert, darf in die „falsche Richtung“ gehen und muss weder an- noch aufgehalten werden von dem, der es „besser weiß“. Jesus geht gerade diesen Weg mit. Er sehnt und sucht mit.

– Wer trauert kann mit einem alternativen Deutemodell konfrontiert werden, ohne es gleich verstehen zu müssen. Begleitung ist jedenfalls mehr als nur zuhören und zustimmen. Jesus entwickelt einen Gegenentwurf gegen die vermeintliche Sinnlosigkeit als Anfrage, als Option, die nicht bedrängt und um sofortige Zustimmung aus ist. Wer Trauernde begleitet, darf nicht auf Bestätigung bestehen.

Trauer findet immer in der Zerrissenheit und Ambivalenz statt. Es stimmt alles und es stimmt eben nichts.

– Die Nähe, der Trost, die Hilfe, der Neubeginn, der Sinn sind nicht festzuhalten, sind unbegreiflich. Jesus entschwindet in dem Moment, da er erkannt worden ist.

– Wer Trauernde begleitet soll wissen, dass Trost und Hilfe immer nur beinahe und kurz und fast zum Greifen nahe sind.

– Umkehr und Rückkehr ins Leben (nach Jerusalem) können Trauernde immer nur selber auf eigenen Beinen, in eigener Verantwortung, in eigenem Tempo und Rhythmus gehen – und auch besser zu zweit als allein.

– Wer trauernde Menschen begleitet, installiert (hoffentlich) keine auf Dauer und Abhängigkeit zielende Nabelschnurbeziehung, sondern ist bewusst eine „nur“ sequentielle Begleitung, die sensibel und souverän zugleich und deshalb auch rechtzeitig mit Nähe um Abstand umzugehen weiß.

– Die Wiederentdeckung des Lebens gelingt nur, wenn das Herz neu entbrannt ist von der Liebe.

– Die Lebensbejahung potenziert und multipliziert sich in der Gemeinschaft des entgegen kommenden, aus sich herausgehenden Osterglaubens.

– Sehnen und Suchen haben eine große Verheißung!

5. Biblische Variationen sehnsüchtiger Trauer

Das Motiv der Trauer ist variabel. Nicht nur das biologische Lebensende löst trauerende Sehnsucht aus. Auch das Ende von Lebensmut und Hoffnung, auch das Sterben mitten im Leben findet statt. Bei lebendigem Leibe müssen Menschen allerhand Tode sterben, sind Trauer und Leere Realität. Wenn der Mut sinkt und die Hoffnung zuletzt doch noch stirbt, dann geschehen Aspekte der Trauer, Reaktionen und Umgangsweisen, die uns in biblischen Kontext als Modelle und Muster angeboten werden. Einige will ich nennen:

Lots Frau (1. Mose 19,26)

Der Anziehungskraft des Zurückliegenden ausgesetzt, neigen wir dazu im Abschiedsschmerz nur noch nach Hinten zu blicken. Trauernde Menschen leben oft lange rückwärts, sind ausschließlich in ihrer Vergangenheit anwesend. Darin liegt aber die große Gefahr, dass sie in dieser Haltung erstarren und das Leben nach Vorne verlieren. Beim Loslassen muss die Aufmerksamkeit nach Vorne gewonnen werden.

Nur dann gibt es einen Weg aus dem Untergang. Gelingenede Sehnsucht braucht eine „Bekehrung“ nach Vorne!

Elia unter dem Wacholder (1. Könige 19,2-7)

Resignation, Erschöpfung, Depression haben ihre Zeit. Elia darf am Boden liegen. Er wird wach, hat Hunger, isst – und darf weiter schlafen. Wunderbar! Nicht zu früh auf die Beine kommen, das ist auch wichtig. Raum der Verschonung, Schutzzone der Verweigerung, Bitte nicht stören! Trauer hat ein Recht auf ungestörten Rückzug. Zuspruch vor Anspruch gilt auch hier! Gelingende Sehnsucht braucht eine lange Inkubationszeit.

Hiobs Freunde (Hiob 2, 11-13)

Sie kommen, sie bleiben, sie schweigen, sie beherrschen die hohe Kunst „nichts zu tun“. In der Nähe von Tod und Trauer, Krankheit und Leid gibt es keine schwierigere Übung. Das Schweigen aushalten, die Fluchtgedanken zu verdrängen, es gehört zu den wertvollsten Gesten der Anteilnahme. Dasein und (noch) nichts erklären, besprechen, beschwichtigen, regulieren. Darauf kommt es an! Trauernde Sehnsucht braucht eine große Stille, ein langes Schweigen.

Hiob ist das beeindruckenste Beispiel dafür, dass es ein unveräußerliches Menschenrecht darauf gibt, vorerst untröstlich zu sein und auch jedwede Erklärung abzulehnen. Erstrecht, wenn sie scheinbar plausibel ist und auf eigene Kosten geht. Trauernde Sehnsucht braucht Artenschutz.

Hiob adelt die Berechtigung auf eine rückhaltlose, ja brutal offene Klage, die jedweden Sinn in Frage stellt. Und das trotz Widerspruch bester Freunde und all zu gut gemeinter Zurede (vgl. u.a. Hiob 3). Sehnende Trauer hat auch Phasen der aggressiven und wütenden Abwehr.

Die Klage vor und die Frage nach Gott ist nicht etwa eine gewagte Gottlosigkeit, sondern womöglich die schwerste und vitalste Form eines verzweifelten Glaubens, den Jesus selbst am Kreuz bekennt (Matthäus 27, 46/ Psalm 22,2). Suche nach Sinn ist Sehnsucht nach dem in Gefahr geratenen Gottvertrauen.

Jesus in Gethsemane (Matthäus 26, 36f)

Das Bitten um Verschonung mündet in das Gebet um Demut. Jesus richtet seine Hoffnung erst auf das Wünschenswerte, um dann die Hingabe einzuüben, die Hingabe in Gottes Willen, den er nicht versteht und nicht verstehen muss. Auch darin ist er uns Vorbild. Die Sehnsucht nach Verschonung kommt immer vor der Sehnsucht nach Bewahrung.

Tränen wird und darf es geben. Sie sind die Perlen der Trauer. Sie gehen nicht verloren. Gott selbst sammelt sie in seinem Krug. Und er wird sie für ewig abwischen wird am Ende der Zeit (Offenbarung 21,3f). Sehnsüchtige Trauer weint sich nie ganz aus.

6. Verdichtete Trauer

Trauerlauf

Meine Sehnsucht,

die kostbare,

auskosten.

Meinen Schmerz,

den wertvollen,

umarmen.

Meinen Kummer,

den mühseligen,

versorgen.

Meinen Zorn,

den heiligen,

zulassen.

Meinem Dank,

dem lieben,

Platz machen.

Wohngemeinschaft

Ich bin mein eigen Trauerhaus.

In mir halt ich die Trauer aus.

Sie sitzt, sie thront,

sie haust, sie wohnt

in mir

und meiner Seele.

Ich bin mein eigen Trauerhaus.

Von Kopf bis Fuß, tagein, tagaus

zieht sie herum,

macht sie mich stumm,

so sehr,

dass ich mich quäle.

Ich bin mein eigen Trauerhaus.

Zur Untermiete sitzt der Graus,

beschattet alle Räume

und folgt mir in die Träume

und gibt Befehle.

Ich werf aus meinem Trauerhaus

bald, irgendwann

den Tod hinaus,

mach Platz für das Gedenken,

lass liebe Trauer schenken

den Lebensraum

und wähle.

Scherbenglück

Zerbrochen bin ich

nicht mehr ganz ganz

unversehrt ist mein Glück nimmermehr

in Scherben nur noch

bruchstückhaft

vollkommen unvollkommen

Ohne DICH

bricht dauernd

ein Teil vom Ganzen

übrig bleibe ich

mit meinem Scherbenglück

Gebrechen habe ich

an Körper und Seele

das Unheil heilt langsam

und reibt mich so sehnend wund

Ungebrochen aber

ist meine Liebe

und mein dankbar Erinnern

mein spurvolles Spüren

DIR nach

Wo DU schon bist

werd ich einmal sein

und dann endlich

fügt sich zusammen

dein Teil an meins

Bis dahin bist DU es

woran mir gebricht.

Mein Trauerkalender

Mein Trauerkalender

hat nur schwarze Zahlen

er zählt die Tage

und die Nächte

extra

und manchmal hält er die Zeit an

wie ich den Atem

Mein Trauerkalender

hat Stichtage

die geben mir einen Stich

ins Herz

tagelang

und manchmal schlägt er die Zeit tot

wie meinen Willen

Mein Trauerkalender

ist voller Bedenken

und wiederholt

meinen Schmerz immerzu

und manchmal nimmt er sich Zeit

und mir das Leben

Mein Trauerkalender

hat kaum einen Termin frei

für Feiertage im Licht

und er schüttet mich todsicher zu

mit kalten Ängsten

ohne Ende

und manchmal vertreibt er die Zeit

aus dem Leben mit den Andern

Mein Trauerkalender

hängt mir zu hoch

ich werde ihn erst los

wenn Glaube, Liebe und Hoffnung

hoffentlich

Geburtstag haben

in mir

bis dahin rechne ich ihm meine Zeit

hoch an

Verhängnis

Seit ich

diese wunde Stelle hab

bin ich dauernd verletzt

ich stoß mich dran

ich eck mit an

ich fall drauf rein

ich reiß mich rein

mein ganzes Ganzes

ist geschrumpft

auf diese eine

wunde Wunde

wie soll das heilen

wenn ich dauernd wieder

daran hängen bleib

ich muss sie schonen

und mich mit

verbunden

wär ich gern

Trauerkleid

Ich bin meine Trauer ja so leid

Ich wollt es wäre endlich

wieder anders

jedoch

ich find mich

gestern wie auch heut

noch immer

leidenschaftlich leidend

und ich kann das

mir steht

bis jetzt

die Trauer nah

und gut

und alles andre wütend weit

drum trag ich

auch noch

bis auf Heiteres

mein Trauerkleid

Liebe Not

Solange du mir weh tust,

hab ich dich noch

nicht verloren.

Solange noch mein Herz brennt,

ist das Feuer längst nicht aus.

Solange es mir noch

nahe geht,

liegt es mir fern,

dich zu vergessen.

Kreislaufbeschwerden

Ich umkreise

in immer größerem Bogen

meinen sehnend suchenden

Trauerschmerz

um und um,

unumwundene Wiederkehr

heilsamen Verbindens.

Todeswunden verheilen

nie

ganz.

Lauftrauer

Als

der bittere Schmerz

schrittweise

sich in

eine liebe Not

verwandelte

und aus meiner

bodenlosen Traurigkeit

eine tragfähige Sehnsucht wurde,

da habe ich tatsächlich angefangen

aufzuhören

mit dem endlosen Fragen

und Sagen und Suchen

und in meiner wunden Leere

eine sorgfältige Ruhe reifen lassen

bis ich mich,

beschenkt vom gewesenen Glück,

allmählich öffnen konnte

für das Abschiedsgeschenk

der sehnsuchtsvollen Dankbarkeit

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