Mut zum Leben machen, Boglarka Hadinger

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Ursula Bußlapp-Wenz
Gottfried-Keller-Str. 2, 67227 Frankenthal

Selbstwertgefühl und Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen stärken, erschienen im Institut für Logotherapie und Existenzanalyse GmbH, Verlag Lebenskunst, Tübingen, 79 Seiten

„Was können wir tun, damit unsere Kinder Glück erleben und sie mit Unglück, Unwohlsein, Misserfolg optimal umgehen lernen?” oder aber frustrierenden Lebenssituationen besser standhalten können? Auf diese Fragen zur Persönlichkeitsbildungbildung und Stärkung des Selbstwertgefühls von Kindern und Jugendlichen geht Boglarka Hadinger ein, in ihrer Broschüre „Mut zum Leben machen”.

Jenseits der Zeitgeistprobleme, z.B. des destruktiven Einflusses der Medien oder dem Zeitmangel der Eltern, versucht sie einen Ansatz zu finden, was Kinder brauchen, um sich zu gestärkten Menschen zu entwickeln. Boglarka Hadinger benennt Werte und Ziele in der Erziehung, an denen sich die Erwachsenen wie auch die Jugendlichen orientieren können. Dazu gehören die Gespräche über eigene Ziele und Vorhaben (S. 43) oder über Menschen, die es gewagt haben etwas Ausgefallenes in ihrem Leben zu schaffen, genauso dazu, wie miteinander das sinnvolle Verzichten zu lernen (S. 45), gemeinsame Tagesstrukturen zu finden oder einen positiven Glaubensbezug herzustellen. Für all diese täglichen Aufgabenstellungen bietet Hadinger in kurzen Beispielen und Anregungen Hilfestellungen im Miteinander. Sie verweist auf den guten Schutz, der sich aus dem Wissen der Kinder und Jugendlichen entwickelt, was sie als Menschen für andere sein wollen. Daraus entwickeln sich dann verantwortetes Handeln und positive Lebenseinstellungen.

Aus ihrer psychologischen und psychiatrischen Arbeit heraus formuliert sie Grundlagen, die einen „Familienschatz” bilden. Die Quellen für ein gesundes Selbstwertgefühl bei Kindern und Erwachsenen, die auch gleichzeitig charakterbildend wirken, finden wir nach Hardinger in den fünf Stützpfeilern:

– positive Beziehungen

– im Erleben der eigenen Kompetenz

– in der Orientierung (an Zielen und Werten)

– in dem Gefühl, ein guter Mensch zu sein

– in der Lebensfreude und Lebenslust.

Die eigenen Erfahrungen, Kompetenzen, Werte und Ziele (Orientierungen) leiten die Erziehenden an, ihre Kinder und Jugendlichen in das Leben einzuführen und gemeinsame Erlebnisse zu schaffen.

So gilt es, die Kinder die eigenen „Kräfte” spüren zu lassen und sie in einen Lebensbereich zu „locken”, in dem sie selbst etwas bewirken können (S. 25). Im Wahrnehmen dessen, was Kinder leisten, dem Erkennen des „Arbeitscharakters” eines Kindes (S. 29), dem Einüben von lösungsorientiertem Denken (S. 35), liegt der Part der Erziehenden. Positive Umgangs- und Sprachformen helfen dabei, die Kinder zu motivieren, getreu dem Motto „Sieger fallen nicht seltener hin, sie stehen nur einmal mehr auf” (S. 40).

Die Probleme, die sich stellen, sollen nicht als übermächtig erfahren werden, sondern werden zu einer positven Herausforderung für beide Teile.

So gestalten Kinder Bereiche mit, in denen sie eine echte Verantwortung übernehmen. Sie erleben gelingende Beziehungen, erbringen wichtige Leistungen und denken sich in praktischen und sozialen Bereichen ein. Unsere Kinder übernehmen Aufgaben, die Sinn machen.

Lob, angstfreie Erziehung oder positive, beiläufig ausgesprochene Aussagen stärken nach B. Hadinger die kindlichen Entwicklung.

Und so verbinden sich in dieser Abhandlung positive Ziele und Werte, das Gefühl ein guter Mnesch zu sein, Lebensfreude und Lebenslust mit dem Gefühl der eigenen Kompetenz und der Entwicklung von positiven Beziehungen. Es ist eine rundum gute Abhandlung, die die Quellen kindlicher Entwicklung und juvenilem Verantwortungsbewusstsein ergründet und vermittelt. Die Schrift ist handlich, leicht lesbar, humorvoll geschrieben. Die einzelnen Kapitel sind klar gegliedert und können leicht nachgeschlagen werden, wenn man sein Wissen noch einmal auffrischen möchte. Das von Boglarka Hadinger entwickelte Modell der Persönlichkeitsbildung wird auch in Schulen, im Bereich der Lebensberatung und im Mangement eingesetzt.

An den Schluss der Schrift stellt sie ihre „Impulse für Erzieher”, die den Mut zu einem eigenen Erziehungsstil fördern sollen, zu dem Intuition, Beobachtungsgabe und Charakter gehören. Ob sie es wollen oder nicht: Eltern sind Führungspersönlichkeiten (S. 67). Der Mut zu einem eigenen Führungsstil bewährt sich. Er wird nach Hardinger durch innere Werte getragen, wie Humor (als „Medizin” gegen das elterliche Burn-Out-Syndrom) und durch die Gelassenheit. So wird der Erziehende in Konflikten ein Partner (S. 70), er darf auch auf seine gute Begleitung Vertrauen setzen (die „Engelhaftigkeit” des erziehenden Wirkens, S. 73).

Jeder Fehler von uns Erziehenden kann unsere Kinder paradoxerweise auch stärken, vor allen Dingen, wenn sie vor anderen einmal als „nicht beliebt, begabt, behütet” dastehen (S. 74). Und wir als Erziehende sollten uns, nach ihrer Meinung, einmal am Tag zehn Minuten Zeit nehmen, um unsere Träume zu verwirklichen, denn Kinder brauchen keine Eltern, die sich aufopfern (S. 75).

Und so erläutert das Gedicht von Ulrich Schäffers, das B. Hadinger am Schluss zitiert, vielleicht die Gefühle der Erziehenden:

Du hast das Recht zu zweifeln,

zu verzagen, die Fassung zu verlieren.

Es ist kein Zeichen von Stärke, immer stark zu sein.

Es ist kein Zeichen von Schwäche, schwach zu sein.

Wer sich nicht verunsichern lässt, lebt wie hinter Mauern. Das Leben erreicht ihn nicht, und er erreicht das Leben nicht …

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