Keine Angst vor den Zeugen Jehovas

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Michael Landgraf
Schütt 9, 67433 Neustadt

Sigrid Raquet, Keine Angst vor den Zeugen Jehovas,
Brendow Verlag, Moers 1998, ISBN 3-87067-742-2, DM 22,80

Wer sich mit »Zeugen Jehovas« auf ein Gespräch einläßt, der spürt, wie schwer man ihnen mit Argumenten begegnen kann. »Argumente für das nächste Gespräch« heißt daher der Untertitel des Buches »Keine Angst vor den Zeugen Jehovas«, das in hervorragender Weise Hilfen für die Begegnung mit dieser Gruppe gibt. Sigrid Raquet, in Haßloch/Pfalz lebend, betreut eine Aussteigergruppe, und ist eine langjährige Kennerin der »Zeugen«. Ihr Ansatz ist offensiv: Wie die Mitglieder der Gruppe für Außenkontakte durch die Schrift »Gespräche anhand der Schrift« intensiv eingestimmt werden, so kann sich auch der mündige Leser für das nächste Gespräch mit »Zeugen« vorbereiten.

Übersichtlich und allgemeinverständlich trägt das Buch wichtige Glaubensgrundsätze und statistisches Material der Wachturm-Gesellschaft zusammen. Den 14 Kapiteln liegen Leiffragen zugrunde, die einen schnellen Zugriff auf die Lehre der »Zeugen« ermöglichen. »Wie heißt Gott?«, »Wer kommt in den Himmel?«, »Bluttransfusion – von Gott verboten?« oder »Kinder in der Wachturmgesellschaft« sind Themen, die anhand von Originalzitaten aufgearbeitet werden. Besonders spannend ist die Darstellung der Veränderungen, die in der Geschichte der Gruppe aufgetreten sind. Aus Sicht der »Zeugen Jehovas« darf es diese Widersprüche offiziell nicht geben. Besonders diese sind es, die immer wieder »Zeugen« dazu führen, kritisch zu werden und die Gruppe zu verlassen.

Hilfreich ist die gute Beschreibung des Regelsystems und der Organisation (Kap.2). Besonders die Gefahr des »Gemeinschaftsentzugs als liebevolle Vorkehrung« (Kap. 13) bei Vergehen gegen die Regeln der Gruppe wie »geäußerter Zweifel«, Feiern von christlichen Festen, Bluttransfusion oder Wehrdienst (bis 1996 auch Zivildienst), steht als angstbesetzter Hintergrund im Leben der meisten »Zeugen Jehovas«. Zur Einschätzung der Gruppe durch die Öffentlichkeit ist die Darstellung des Drucks, der auf die Mitglieder ausgeübt wird, wichtig.

Frau Raquet bezieht die biblische Botschaft in die Auseinandersetzung mit den »Zeugen« mit ein. Dadurch kann der Mißbrauch der Bibel durch die Wachturmgesellschaft offengelegt, aber auch Anregungen gewonnen werden, wie den sogenannten »biblischen Argumenten« der »Zeugen« entgegnet werden kann.

Besonders empfehlenswert ist das Buch von Sigrid Raquet, weil es keine künstlichen Fronten aufbaut. Sie betont, daß sie nie »Zeuge« war, und im Unterschied zu mancher Literatur, die von ehemaligen »Zeugen« verfaßt wurden, kann sie sich ohne die Verarbeitung schmerzlicher Erfahrungen dem Thema zuwenden. Sie unterscheidet den Eifer der einzelnen »Zeugen«, der in einer ernstzunehmenden Suche begründet sein kann, von dem extremen Regelsystem der Organisation. Aber ihr Fazit spricht eine deutliche Sprache: »Diese Gemeinschaft führt in die Irre«. 

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