Statement zur Eröffnung der Aktion in Saarbrücken
Frank-Matthias Hofmann
Am Ludwigsplatz 11, 66117 Saarbrücken
Das Saarland ist das Bundesland in der Bundesrepublik, das die meisten Kfz-Zulassungen pro Einwohner hat. Die Autoproduktion und ihre Zulieferfirmen stellen im Saarland einen ganz erheblichen Faktor bei der Wirtschaftskraft dar. Gleichzeitig möchte man durch den Ausbau von Radwegen verstärkt Radtouristen für das Saarland gewinnen und die Schönheit der Natur in entschleunigtem Lebensstil im Lande erleben lassen. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die Saarländer selbst gerne Autofahren, das Radfahren aber lediglich Touristen von außerhalb überlassen möchten.
Dass dem aber nicht so ist, zeigt die Aktion „Autofasten“, zu der die christlichen Kirchen im Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Luxemburg aufrufen, denn die Teilnehmerzahl ist in den letzten Jahren stabil geblieben, hat sich sogar in manchen Bereichen signifikant erhöht. 80 % der Teilnehmenden kommen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
Die 15. Aktion „Autofasten“ 2012 ist Anlass gewesen, beim Saarbrücker ispo Institut eine Evaluation der Aktion in Auftrag zu geben, die wir nun als Kirchen im Südwesten Deutschlands und in Luxemburg am 25. Januar 2013 in Trier der Öffentlichkeit vorgestellt haben. Das Resultat der Evaluation macht Mut, die Aktion „Autofasten“ weiterhin als wichtiges Anliegen der Kirchen anzusehen. Sie hat sogar das Zeug dazu, eine „Erkennungsmarke“ für das ökologische Engagement der Kirchen in der Gesellschaft zu werden. Die Teilnehmenden am Autofasten machen deutlich, dass sie Gottes Schöpfung bewahren möchten und einen schonenden Umgang mit den Ressourcen dieser Erde als wichtig empfinden. Es gelingt der Aktion, die Spiritualität des christlichen Fastens mit einem aktuellen politischen Thema zu verbinden.
Ein Grund zur Freude ist es, wenn das Institut evaluiert, dass die Aktion das Bewusstsein für den Klimaschutz schärft. Auch verändert sich das Mobilitätsverhalten der Teilnehmenden nachhaltig: Über 50 % der Teilnehmenden geben an, dass sie auch nach dem Ende der Fastenaktion im Alltag häufiger Öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Auch werde nicht mehr für jede Besorgung im Ort das Auto benutzt, sondern man benutze öfter das Fahrrad oder man geht zu Fuß, um Besorgungen zu erledigen. Insgesamt fahre man bewusster Auto und überlege vor jeder Aufgabe sorgfältiger, welche Form der Mobilität gewählt werde. 4 % haben ihr Auto sogar abgeschafft. An der Klimaschutzaktion haben in den letzten 15 Jahren fast 20.000 Menschen teilgenommen.
Da die Hälfte der Befragten meint, die Aktion erreiche zu wenig Menschen, enthält die Studie interessante Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Autofastens. Die Verankerung in den Kirchengemeinden vor Ort soll durch eine verbesserte Pressearbeit etwa in Gemeindebriefen oder durch Aktionen mit Jugendlichen besser verankert werden. Auch eine Facebook-Seite sollte erstellt werden. Die Netzwerkbildung durch Kooperation mit Naturschutzorganisationen, Fahrrad- und Bahninitiativen soll intensiviert werden. Bisherige Teilnehmende sollen in einem Ehrenamtlichenpool zusammengefasst werden, um neue Mitglieder für diese Aktion zu gewinnen. Das Thema Kirche und Ökologie soll insgesamt noch stärkere Beachtung in den Kirchengemeinden vor Ort finden. Auch kann man sich Fahrradgottesdienste und Pilgeraktionen vorstellen. Die Kirchen im Südwesten werden diese Vorschläge aufgreifen und versuchen, soviel wie möglich davon umzusetzen.
Ich selbst habe bereits zweimal an der Aktion teilgenommen. Wichtig ist mir persönlich das Bewusstsein, als Christ etwas für die Umwelt zu tun und das eigene Leben etwas zu entschleunigen. Bei Busfahrten zu meiner Arbeitsstelle innerhalb Saarbrückens habe ich die Umgebung auf den Fahrwegen noch einmal neu wahrzunehmen gelernt und hatte Kontakt zu anderen Menschen, die Bus fahren wie z.B. Schülern, mit denen man normalerweise als Autofahrer nicht in einem Gespräch begegnet.
Bei Fahrradfahrten in Saarbrücken finde ich freilich die Fahrradewege in Saarbrücken weiterhin defizitär. Manchmal enden Fahrradwege im Nichts oder sind durch Autos zugeparkt. Natürlich habe ich durch die körperliche Bewegung in frischer Luft auch etwas für meine Gesundheit getan. Insgesamt kann ich sagen, dass ich durch das Autofasten in der Fastenzeit meinen eigenen Lebensstil immer wieder kritisch überdenke und versuche, mein Leben bewusster zu gestalten.
Denn Gott hat uns als Menschen zwei Beine und zwei Füße zum Fortbewegen gegeben und nicht nur den einen Fuß, der wie Blei auf dem Gaspedal lastet. „Gott gab uns Füße, dass wir fest stehen. Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen“ (EG 432). „Gott gab uns Atem, damit wir leben“ (3. Strophe).
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